Der Anwalt des Priesters Bernard Preynat begründet die Verschiebung der Veröffentlichung mit dem Erhalt der Unschuldsvermutung, berichtet der Sender "Franceinfo". Eine Anhörung findet an diesem Freitag in Paris statt; der Kinostart von "Grace a Dieu" (Gelobt sei Gott) ist für Mittwoch (20. Februar) geplant.
Gerichtsprozess noch nicht begonnen
Der Film nimmt sexuellen Missbrauch in der Kirche aus der Perspektive der Opfer in den Blick. Anhand von drei Erwachsenen zeigt Regisseur Francois Ozon, wie sich der Missbrauch, den sie als Pfadfinder oder Messdiener erlebten, auf ihr Leben auswirkte. Die Geschichte basiert auf den Erzählungen mutmaßlicher Missbrauchsopfer aus Lyon.
Allerdings hat der Gerichtsprozess des wegen Missbrauchs beschuldigten Preynat noch nicht stattgefunden. Er verlangt daher die Verschiebung des Kinostarts.
Zehn Missbrauchsfälle eingeräumt
Die drei Produzenten des Films, "Mandarin Productions", "Mars Films" und "France 3", führen als Gegenargumente die Meinungsfreiheit und das Interesse der Öffentlichkeit an. Am Ende des Films werde zudem präzisiert, dass der Priester als unschuldig gelte, bis das Gericht geurteilt habe. Auch habe Preynat zugegeben, für etwa zehn Fälle verantwortlich zu sein.
Für Regisseur Ozon wäre die Verschiebung des Kinostarts eine "Katastrophe für das Image der Kirche". Die Stille habe ihm zufolge bereits "lang genug" gedauert. Seiner Meinung nach sei der Film für die Kirche eine "Chance".
"Gott sei Dank ist ein Großteil der Taten verjährt"
Im Januar fand ein Prozess unter anderem gegen den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin wegen Nichtanzeige der im Film gezeigten Fälle statt. Die Staatsanwaltschaft sprach sich nach der Anhörung gegen eine Verurteilung des Kardinals aus; das Urteil soll am 7. März fallen.
Der Titel des Films ist einem Zitat Kardinal Barbarins vom März 2016. Damals hatte er gesagt: "Gott sei Dank (grace a Dieu) ist ein Großteil der Taten verjährt."