Der Film "Grace a Dieu" über sexuellen Missbrauch in der Kirche darf am Mittwoch wie vorgesehen in den französischen Kinos starten. Das entschied am Montag ein Gericht in Paris. Auf der Berlinale konnte der Film vergangene Woche bereits einen Silberenen Bären als Großer Preis der Jury feiern.
In Frankreich allerdings war der Filmstart gefährdet. Denn der Film dreht sich um die Geschehnisse um Bernard Preynat, einen Priester aus Frankreich, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Sein Prozess steht noch bevor. Daher hatte er versucht, den Kinostart zu verhindern und die Veröffentlichung auf die Zeit nach seinem Prozess zu verschieben. Sein Anwalt begründete dies mit dem Erhalt der Unschuldsvermutung.
Der Antrag wurde am Montag von einem Pariser Gericht abgelehnt – mit der Begründung, der Film weise am Ende ja darauf hin, dass der Priester nicht rechtskräftig verurteilt sei. Preynats Anwalt will in Berufung gehen, auch wenn der Kinostart damit nicht mehr gestoppt werden kann.
Aus der Perspektive der Opfer
Der Film nimmt sexuellen Missbrauch in der Kirche aus der Perspektive der Opfer in den Blick. Anhand von drei Erwachsenen zeigt Regisseur Francois Ozon, wie sich der Missbrauch, den sie als Pfadfinder oder Messdiener erlebten, auf ihr Leben auswirkte. Die Geschichte basiert auf den Erzählungen mutmaßlicher Missbrauchsopfer aus Lyon.
Regisseur Francois Ozon hatte eine mögliche Verschiebung des Kinostarts am Freitag als eine "Katastrophe für das Image der Kirche" bezeichnet. Die Stille habe bereits "lang genug" gedauert; der Film sei für die Kirche eine "Chance".
Urteil soll im März fallen
Im Januar fand ein Prozess unter anderem gegen den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin wegen Nichtanzeige der im Film gezeigten Fälle statt. Die Staatsanwaltschaft sprach sich nach der Anhörung gegen eine Verurteilung des Kardinals aus; das Urteil soll am 7. März fallen.
Der Titel des Films ist einem Zitat Kardinal Barbarins vom März 2016. Damals hatte er gesagt: "Gott sei Dank (grace a Dieu) ist ein Großteil der Taten verjährt."