Bistum Osnabrück verstärkt Kampf gegen sexuellen Missbrauch

Opferhilfe, Prävention und Täterumgang

Nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan wird der Ruf nach konkreten Schritten lauter. Das Bistum Osnabrück hat sein Konzept für den Kampf gegen Missbrauch überarbeitet und will verstärkt externe Fachleute einbinden.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Bischof Franz-Josef Bode vor Jesus Kreuz / © Hermann Pentermann (dpa)
Bischof Franz-Josef Bode vor Jesus Kreuz / © Hermann Pentermann ( dpa )

Das Bistum Osnabrück geht in Sachen Missbrauchsprävention und -aufarbeitung einen Schritt voran. Bischof Franz-Josef Bode stellte am Mittwoch ein Konzept vor, nach dem sich künftig verschiedene Gremien dem Kampf gegen Missbrauch widmen sollen. Konkret geht es um Vorbeugung, das schnelle Handeln bei aktuellen Fällen, die Begleitung von Opfern, den Umgang mit Tätern sowie um "systemische Grundsatzfragen" der Kirche.

Gremien mit internen und externen Experten

In all diesen Gremien wird es mindestens so viele externe Fachleute wie kircheninterne Mitarbeiter geben. Insbesondere die Einbindung von Frauen sei ihm dabei sehr wichtig, wird der Bischof nicht müde zu beteuern. Sie brächten einen anderen Blick auf die Dinge in die Debatten ein. Vor allem bei Fragen des Miteinanders von Geistlichen und Laien beziehungsweise von Männern und Frauen in der Kirche seien sie "unverzichtbar".

Die Kontrolle durch unabhängige Experten zieht sich denn auch wie ein roter Faden durchs neue Anti-Missbrauchskonzept. Damit solle künftig in jedem Fall verhindert werden, "dass Einschätzungen und Entscheidungen allein schon durch die Beschränkung auf die Binnensicht, vielleicht sogar durch falsche Rücksichtnahmen oder Abhängigkeiten korrumpiert werden könnten", so der Bischof.

Künftig soll es also weitere Ansprechpartner für von Missbrauch Betroffene geben. Auch geistlicher Missbrauch, wenn etwa Menschen von Priestern geistig abhängig gemacht wurden, werde verstärkt in den Blick genommen. Hilfen geben soll es auch für betroffene Gemeinden, in denen ein Teil zum des Missbrauchs verdächtigten Geistlichen hält, während sich ein anderer von ihm abwendet. Dabei gehe Riss oft sogar durch einzelne Familien, so das Bistum. Es verspricht darüber hinaus mehr Gesprächs- und Therapieangebote für Opfer und eine intensivere Befassung damit, wie die Kirche mit Tätern umgehen soll, die nach geringfügigeren Verfehlungen ihre gesetzliche und kirchenrechtliche Strafe verbüßt haben.

Rasche Umsetzung geplant

Das alles soll möglichst rasch umgesetzt werden. Länger wird es dagegen dauern, in den "systemischen Grundsatzfragen" zu Ergebnissen zu kommen. Dabei geht es etwa um den Umgang mit Macht in der Kirche, um die Rolle von Frauen und Männern oder um den Zölibat, also die ehelose Lebensform der Priester. Dies alles bedinge zwar nicht Missbrauch, könne aber für ein Klima sorgen, "das sich negativ entwickeln kann", wie Bode sagt.

Damit würden natürlich weltkirchliche Aspekte angesprochen, die nicht auf Diözesan- oder Bundesebene zu lösen seien. Aber ohne Hoffnung ist Bode dabei nicht. Wenn die Bischofskonferenz wenigstens mit einer deutlichen Mehrheit hier Vorschläge erarbeite, würden diese auch im Vatikan gehört. Die meisten europäischen Bischofskonferenzen hätten ähnliche Probleme. Selbst auf anderen Kontinenten wie etwa in Südamerika mache sich die katholische Kirche Sorgen um das Priesterbild, weil auch dort längst nicht mehr für jede Gemeinde ein Seelsorger zur Verfügung stehe.

Bode nennt das neue Konzept eine Antwort auf die Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe im letzten September. Sie trage auch der "berechtigten Ungeduld" vieler Menschen Rechnung sowie ihrem "Schrei nach Konkretisierung" im Nachgang zum Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan.

Bischof Bode drückt aufs Gaspedal

Das Bistum geht also voran. Bode ist dabei sicher derjenige, der treibt. Er leidet mit - mit den Opfern, mit seiner Kirche. Schon 2010 hatte er sich in einem beispiellosen Bußakt vor 600 Gläubigen bäuchlings vor den Altar gelegt, um Demut und Scham auszudrücken.

Auch die neuen Entwicklungen gehen ihm persönlich nahe. Noch im September hatte sein Bistum im Zuge der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz 68 Betroffene und 35 Beschuldigte verzeichnet. Dann machte das Bistum an Weihnachten den Fall Merzen öffentlich. Dort im Osnabrücker Land hatte ein heute 85-jähriger Priester in den 70er bis 90er Jahren Kinder missbraucht. Zunächst ging man von drei Opfern aus. Jetzt sind bereits 16 bekannt. Eine hohe Dunkelziffer sei nicht auszuschließen, heißt es darüber hinaus im Bistum. Das Thema wird jedenfalls nicht so schnell erledigt sein. 

Bistum Osnabrück

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge liegen im Jahre 780, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.


 

Quelle:
KNA