Der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, Francesco Patton, hat in Kairo zu Dialog und Begegnung aufgerufen. Die Schulen der Franziskaner in Ägypten seien "ein konkretes Beispiel dieser Brüderlichkeit, dieses Dialogs und dieser gemeinsamen Anstrengung, eine Kultur und Erziehung des Friedens zu schaffen, die die notwendige Prämisse jedweden Handelns für den Frieden sind", sagte der Italiener laut Redemanuskript am gestrigen Samstag bei einem Treffen mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee Ahmad Mohammad Al-Tayyeb.
"Dialog des Friedens und der Gelassenheit"
Die von der Al-Azhar-Universität und den ägyptischen Franziskanern organisierte Konferenz mit dem Titel "Ein Dialog des Friedens und der Gelassenheit" ist Teil der Feiern zum 800-Jahr-Gedenken an das Treffen zwischen dem heiligen Franziskus und Sultan Malik Al-Kamil, die bis Sonntag dauern.
Die Initiative des heiligen Franziskus bezeichnete Patton als "eine prophetische Geste, dass Dialog und friedliche Begegnung zu bevorzugen sind und dazu effektiver als Gewalt und der Zusammenstoß von Zivilisationen". Gleichzeitig dankte der oberste Hüter der katholischen Stätten im Heiligen Land dem Großimam für dessen Engagement im christlich-muslimischen Dialog, nicht zuletzt durch das jüngste Treffen mit Papst Franziskus in Abu Dhabi und die dort unterzeichnete gemeinsame Erklärung.
Gemeinsam gegen den politischen Missbrauch des Glaubens
"Es ist unsere Pflicht, Ihnen für den Aufruf zur Arbeit für den Frieden zu danken, den Sie an die Führer der Welt, an die Macher der internationalen Politik und Wirtschaft ebenso wie an Intellektuelle, Philosophen, Religiöse, Künstler, Medienschaffende und Männer und Frauen der Kultur gerichtet haben", so Patton. Zusammen mit Papst Franziskus habe sich Al-Tayyeb stark gemacht gegen den politischen Missbrauch des Glaubens und religiöse Rechtfertigung von Gewalt sowie für gegenseitigen Respekt.
Franziskus und dem Sultan sei gelungen, als Gläubige in gegenseitigem Respekt in den Dialog zu treten. Diese Fähigkeit stehe heute erneut im Gegensatz zu Tendenzen zu Intoleranz und einem Konflikt der Zivilisationen, so Patton. Die Begegnung von vor 800 Jahren zeige deutlich, "wie trügerisch der durch Gewalt erzwungene Sieg und wie zerbrechlich durch Niederschlagung des Feindes errungener Frieden" sei. Nur Begegnung und Dialog könnten langfristig Früchte tragen.