NRW will mit Flüchtlingen Lehrermangel bekämpfen

Potenzial nutzen

In vielen deutschen Bundesländern herrscht Lehrermangel, so auch in Nordrhein-Westfalen. Die derzeitige Landesregierung hat eine Idee zur Abhilfe. Man möchte dazu geflüchtete Lehrkräfte für den Unterricht qualifizieren und auch einsetzen.

Leeres Klassenzimmer / © Bodo Schackow (dpa)
Leeres Klassenzimmer / © Bodo Schackow ( dpa )

Überlegt werde, die für Pädagogen aus der EU vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen zur vollen Lehramtsbefähigung auch für Lehrkräfte aus Drittstaaten zu öffnen, teilte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch auf eine SPD-Anfrage dem Landtag in Düsseldorf mit.

Die Landesregierung sei sich des Potenzials der nach Deutschland geflüchteten Lehrkräfte schon früh bewusst gewesen.

Auf ein Jahr angelegte Qualifizierungsprogramme

Gebauer verwies darauf, dass die Universitäten Bielefeld und Bochum bereits das Programm "Lehrkräfte plus" speziell für Geflüchtete anbieten. Diese auf ein Jahr angelegten Qualifizierungsprogramme beinhalteten neben einem Intensiv-Sprachkurs in Deutsch vor allem pädagogisch-interkulturelle Schulungen. Der Einblick in das nordrhein-westfälische Schulsystem werde über Hospitationen und ein integriertes Mentoring-Programm sichergestellt.

Neben der Anerkennung von Lehramtsabschlüssen sei für Geflüchtete auch "ein Seiteneinstieg" mit berufsbegleitendem Vorbereitungsdienst möglich, erläuterte die Ministerin. Zudem könnten Zuwanderer aus Drittländern auch für den herkunftssprachlichen Unterricht, für Vertretungsunterricht und für den Offenen Ganztag eingestellt werden, bevor eine Anerkennung ihrer vollen Lehramtsbefähigung vorliege.

Zurzeit 5.800 Lehrerstellen nicht besetzt

Die SPD-Opposition hatte kritisiert, dass die "kostbare Ressource" von geflüchteten Lehrkräften von der NRW-Landesregierung weitgehend nicht genutzt werde. Für das Qualifizierungsprogramm "Lehrkräfte plus" hätten sich in Bochum und Bielefeld 435 Flüchtlinge beworben. In Bochum stünden derzeit jedoch nur 25 Plätze zur Verfügung.

Gegenwärtig seien an den Schulen in Nordrhein-Westfalen 5.800 Lehrerstellen nicht besetzt, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Eva-Maria Voigt-Küppers. Dass die schwarz-gelbe Landesregierung Unterrichtsausfall hinnehme und das Lehrkräftepotenzial unter den Geflüchteten nicht nutze, "kann und darf nicht länger geduldet werden".


Yvonne Gebauer / © Federico Gambarini (dpa)
Yvonne Gebauer / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA