Dem Missbrauchsskandal stelle die Kirche sich entschieden entgegen. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch sieht nach eigenen Worten keine Polarisierung zwischen Papst Franziskus und der Kurie.
Wie schon in den Pontifikaten von Johannes Paul II. und von Benedikt XVI. gebe es innerhalb der Kirche unterschiedliche Meinungen und auch Kritik, nur kämen Vorbehalte gegen den Kurs von Papst Franziskus heute von traditioneller und nicht wie davor eher von progressiver Seite, sagte Koch am Karsamstag im Interview des Senders Ö1. Die Opposition gegen Franziskus bewertete Koch als "kleine Minderheit".
Letztlich setze jeder Papst eigene Schwerpunkte, "und ich denke, wir müssen auf die positiven Akzente schauen, die ein Papst setzt, und die unterstützen", so der Leiter des Päpstlichen Einheitsrates.
Angesprochen auf dem Vatikan seit jeher zugeschriebene Intrigen sagte der seit neun Jahren an der Kurie tätige Kardinal, das erlebe er so nicht.
Papst Franziskus treffe er regelmäßig in freundlicher und offener Atmosphäre, berichtete Koch. Von argentinischen Katholiken höre er, dass sie den früheren Erzbischof von Buenos Aires nie zuvor so froh erlebten hätten. Franziskus sei sehr gerne Papst und sehe sich als "Pfarrer der Kirche", dem Seelsorge ein großes Anliegen ist.
Mit Null-Toleranz und Prävention gegen den Missbrauch
Zum Vertrauensverlust in die Kirche nach den Missbrauchsskandalen der vergangenen Jahre erklärte Koch, die damit verbundenen Emotionen seien verständlich, vieles sei "wirklich erschütternd".
Als wichtige Prinzipien im Umgang mit Missbrauch in der Kirche nannte Koch das Ernstnehmen der Opfer, eine klare "Null-Toleranz"-Haltung gegenüber diesem "Verbrechen an den Menschen" und eine effiziente Prävention.
In der Kirche würden Übergriffe doppelt schwer wiegen, denn es gebe zwei Bereiche im menschlichen Leben, die sehr intim seien: Religion und Sexualität, so Koch. "Und wenn die beiden miteinander im Konflikt, im Krieg sind - noch dazu unter dem Baldachin des Heiligen -, dann ist der Missbrauch in ganz besonderer Weise schwer und muss von Grund auf bekämpft werden."
Bereits Papst Benedikt XVI. habe viel gegen Missbrauch unternommen und zahlreiche Priester aus ihrem Amt entlassen. Der Kinderschutz-Kongress im Februar im Vatikan mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus aller Welt habe zu der Bewusstseinsbildung beigetragen, dass es sich beim Missbrauch um ein alle Ortskirchen betreffendes Thema handle.
Koch zeigte sich überzeugt, dass die Geschichte einmal zu dem Urteil kommen werde: "Die katholische Kirche war jene Instanz, die dieses Problem am deutlichsten wahrgenommen hat."