Fahrradpilgern auf dem Meinradweg zum Kloster Einsiedeln

Auf den Pedalen eines Heiligen

Von Schwaben bis in die Schweiz: Ein neuer Pilgerweg auf den Spuren des Heiligen Meinrad wird an diesem Montag von Bischof Gebhard Fürst eingeweiht. Der Meinradweg lädt ein, die Stationen des Heiligen kennenzulernen.

Fahrradpilgern  / © Sergiy Zavgorodny
Fahrradpilgern / © Sergiy Zavgorodny

DOMRADIO.DE: Sie eröffnen heute den Radpilgerweg. Radeln Sie denn selbst auch mit?

Dr. Gebhard Fürst (Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart): Ich selber werde heute nicht mitradeln, sondern die Wallfahrt einweihen und beginnen. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dass ich eine Etappe mit dem Fahrrad mitfahren werde. Heute ist Bischof Matthäus Karrer als meine Vertretung dabei.

DOMRADIO.DE: ​Der Heilige Meinrad ist in der Nähe von Rottenburg am Neckar geboren und hat bis zum Ende seines Lebens im Kloster in Einsiedeln, in der Schweiz, gelebt. Ist das auch der Streckenverlauf des Meinradwegs?

Fürst: Der Meinradweg beginnt in Rottenburg. Dort ist die Taufkirche des Heiligen Meinrad im Sülzgau, vor den Toren Rottenburgs in einer alten Friedhofskirche gelegen. Von da starten wir und es geht über die Burg Hohenzollern, weiter über Hechingen in Richtung Beuron. Dort ist die Benediktinerabtei St. Martin.

Die Route führt weiter bis zum Bodensee, zur Insel Reichenau, wo der Heilige Meinrad selber in einer Mönchszelle gelebt hat. Er war übrigens ein sehr gebildeter Schreiber. Weiter geht es hinüber in die Schweiz, an den Zürichsee und dann in das Kloster Einsiedeln. Der Meinradweg führt insgesamt durch eine wunderbare Kulturlandschaft mit wunderschönen Kirchen und Klöstern. Das soll die spirituelle Dimension dieses Meinradweges sein.

DOMRADIO.DE: Es geht also an die Stationen des Heiligen Meinrad. Was ist das für ein Heiliger gewesen?

Fürst: Der Heilige Meinrad ist eigentlich sehr unbekannt, aber er ist letztlich einer der Mitbegründer des Klosters Einsiedeln am Zürichsee, einer der größten Wallfahrtsorte der Schweiz. In der Nähe des heutigen Rottenburgs wurde er geboren, das Städtchen gab es damals noch nicht, sondern es war ein alemannisches Dorf in der Nähe der heutigen Bischofstadt. Er entstammt nämlich einem christlich-alemannischen Adelsgeschlecht.

Sehr früh wurde er zur Bildung auf die Insel Reichenau in eine Klosterzelle gesendet, von dort aus ging er dann in die Einsiedelei, gerade in die Gegend um Zürich herum. Dort hat er eine sehr intensive Beziehung gelebt, war aber zugleich Ratgeber für viele Menschen, die am Weg waren und ihn besuchten. Er war vor allen Dingen ein gastfreundlicher Mönch. Alles, was ihm in der Einsiedelei von Gästen an Nahrungsmitteln geschenkt wurde, hat er Wanderern weitergegeben. Er steht also sowohl für die Gastfreundschaft, als auch für jemanden, der eine ganz starke Beziehung zu Gott hatte.

DOMRADIO.DE: Der Radweg beträgt 275 Kilometer, das ist in ungefähr vier Tagesetappen zu schaffen und würde sich für einen spirituellen Kurzurlaub anbieten, oder?

Fürst: Ja, das kann man durchaus sagen. Diese Route, das Radeln und das Pilgern zwischen Rottenburg im Sülchgau und dem Kloster Einsiedeln verbindet auch die körperliche Fitness, das Erlebnis der Natur und der Kultur mit der Dimension eines Heiligen vor vielen hundert Jahren. Dem Heiligen Meinrad war es ganz wichtig, sein Leben aus einer sehr engen Gottesbeziehung heraus zu gestalten. Einige Orte dieser Gottesbeziehung sind unterwegs auch sichtbar. Im Kloster Einsiedeln wird man schließlich durch den Heiligen Meinrad nochmals inspiriert.

Das Interview führte Verena Tröster.

 

Bischof Gebhard Fürst im Dialog / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Gebhard Fürst im Dialog / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR