Papst Franziskus hat mit Anwärtern für den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls aktuelle Fragen zu kirchlichen Ämtern erörtert. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" berichtet am heutigen Sonntag von einem informellen Austausch. Das Presseamt gab den Besuch am frühen Freitagabend in der päpstlichen Diplomatenakademie nicht bekannt.
Lockerung beim Zölibat?
Beim Pflichtzölibat stellte Franziskus eine gewisse Flexibilität in Aussicht. Demnach nannte der Papst die Ehelosigkeit für Kleriker ein kostbares Geschenk, das man bewahren müsse, schloss aber eine regional unterschiedliche Handhabung nicht aus.
Weiter sprach er von einer gestiegenen Rolle von Erzbischöfen, die einer Kirchenprovinz aus mehreren Bistümern vorstehen. Laut der Zeitung wies er ihnen die Funktion "größerer Brüder" zu. Die Vatikanbotschaften müssten bei Vorschlägen von Kandidaten für solche Posten besonders aufmerksam sein.
Zu Forderungen nach Transparenz sagte Franziskus dem "Osservatore" zufolge, diese sei im Sinn eines offenen Lebens vor Gott und den Menschen zu verstehen und widerspreche nicht der Verschwiegenheit als andere wichtige Tugend.
Bedeutung der Heimatkirche
Den Anwärtern für die Diplomatenlaufbahn schärfte er Verbundenheit mit ihrem Heimatbistum ein. Man könne nicht zur Weltkirche gehören, ohne zu einer Ortskirche zu gehören. Die Haltung, die jemand zu seiner Heimatkirche habe, habe er auch später zur universalen Kirche.
Der aktuelle Ausbildungsjahrgang für den Nachwuchsdiplomaten zählt nach Angaben des "Osservatore" 35 Priester aus 22 Ländern. Die Akademie besteht seit 1701 und hat fast ebenso lange ihren Sitz an der Piazza della Minerva in der römischen Altstadt. Leiter ist seit 2013 der norditalienische Priester Giampiero Gloder.