Obwohl der Dienstag nach Pfingsten anders als in den Vorjahren im Großherzogtum kein brauchtumsbedingter schulfreier Tag war, waren es nach Angaben des Erzbistums Luxemburg wieder deutlich mehr Springer als in den Vorjahren.
Kardinal Woelki unter den Angereisten
Angemeldet waren 10.243 Teilnehmer, 1.330 mehr als im Vorjahr. Darunter waren 592 Beter und Sänger, 1.174 Musikanten, 8.411 Springer sowie 66 Geistliche. Dies zeige, "dass die Springprozession ein wichtiger Bestandteil des religiösen Erbes Luxemburgs und eine besondere, ja einmalige Form gelebten Glaubens bleibt", sagte der diözesane Pressesprecher Roger Nilles.
Unter den 66 geistlichen Würdenträgern waren neben dem Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich und seinem Vorgänger Fernand Franck die Kardinäle Rainer Maria Woelki (Köln) und Jacobus Willem Eijk (Utrecht), Monacos Erzbischof Bernard Barsi sowie die Bischöfe Stephan Ackermann (Trier), Felix Genn (Münster) und der emeritierte Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff.
Streit zwischen Staat und Kirchenvertretern
Im vergangenen Jahr hatte es rund um die traditionsreiche Prozession einen handfesten Streit zwischen Staat und Kirchenvertretern gegeben, als die Regierung entschied, den schulfreien Pfingstdienstag zu streichen. Nun mussten Eltern, deren Kinder an der Prozession teilnehmen wollten, die Schüler vom Unterricht freistellen lassen. Gegen die Neuregelung hatten Tausende Bürger mit einer Petition protestiert.
Die Springprozession, seit 2010 von der Unesco als "Immaterielles Weltkulturerbe" anerkannt, endet traditionell am Grab des heiligen Missionsbischofs Willibrord (658-739) in der Krypta der Echternacher Basilika. Die Forschungen über ihre Anfänge sind noch nicht abgeschlossen.
Nachträglich christianisiert
Neuere Untersuchungen gehen von einer zunächst heidnischen sakralen Tanzform aus, die im frühen Mittelalter nachträglich christianisiert wurde. Seit der Aufklärung wurde die Prozession mehrere Male verboten, so auch unter Napoleon.
Die Echternacher Springprozession ist ein wichtiger Bestandteil der nationalen, religiösen und kulturellen Identität Luxemburgs. Historische Quellen berichten von einer Sprungvorschrift mit drei Schritten vor und einem oder zwei Schritten zurück. Zeitweise hüpften die Teilnehmer offenbar auch seitwärts. Seit 1947 wird ausschließlich nach vorne gesprungen.