"Wir wollen die Menschen fürs christliche Gruppenreisen begeistern - und für Jesus Christus." So umschreibt Thomas Trommer das Konzept des Unternehmens, dessen Geschäftsführer er seit 2015 ist.
Rund 230 Gruppenreisen pro Jahr in ungefähr 40 Ländern bietet die "Liebenzeller Mission Freizeiten und Reisen GmbH" an - wobei die Bandbreite kaum Grenzen kennt. Kreuzfahrten sind ebenso dabei wie Fernreisen, Kultururlaube, Bade- und Wanderferien oder Familienreisen in den Alpen oder am Meer. Also alles, was ein Reiseveranstalter üblicherweise im Angebot hat.
Und doch sind diese Reisen anders, denn es geht nicht um Urlaub allein. Ein Schwerpunkt wird auf das Gemeinschaftserlebnis gelegt, ein weiterer ist spiritueller Natur. "Jede Reise wird von ein oder zwei Reiseleitern begleitet", erklärt Trommer, "die organisatorisch und geistlich für die Gruppe da sind." Und zum Programm gehört auch ein täglicher Gottesdienst in einem Hotelraum, einer Kapelle oder im Freien.
Nicht zum Glauben drängen, sondern Frohe Botschaft verkünden
Getragen wird die GmbH von einem einzigen Gesellschafter - der evangelisch geprägten Liebenzeller Mission. Dass dieser Name Kunden abschrecken könnte, glaubt der Geschäftsführer nicht. "Wer mit uns reist, der schätzt den Mehrwert, den wir bieten." Wobei - das ist Trommer wichtig - die Teilnahme an allen Angeboten freiwillig ist.
"Wir wollen ja niemand zum christlichen Glauben drängen, sondern die Frohe Botschaft der Bibel vermitteln." Zu den Kunden zählen laut Trommer Menschen aus ganz Deutschland - "vom Baby bis zum 90-jährigen Rentner". Katholische und evangelische Christen seien ebenso darunter wie Menschen ohne Bekenntnis. "Wir sind offen für Menschen jeglicher Prägung und Lebensgeschichte", betont der Geschäftsführer.
Ein ähnliches Konzept vertritt auch der Bruderhilfe e.V. Automobil- und Verkehrssicherheitsclub (BAVC). Hervorgegangen aus der 1926 gegründeten Pfarrer-Kraftfahrer-Vereinigung, steht der Automobilclub seit 2001 auch Menschen offen, die nicht haupt- oder ehrenamtlich für eine der großen Kirchen tätig sein. "Uns ist wichtig, dass unsere Mitglieder unsere Ziele unterstützen", betont Katrin Sießl, Geschäftsführender Vorstand beim BAVC.
Nachhaltigkeit, Fairness und Miteinander
Anders als etwa der ADAC versteht sich der kirchliche Verband nicht als Lobbyist für Autofahrer, sondern "als Fürsprecher einer nachhaltigen, barrierefreien Mobilität, gestaltet im rücksichtsvollen Miteinander", wie es auf der Homepage heißt. Dass diese Ziele nicht exklusiv christlich sind, ist Sießl bewusst. "Aber wir leben sie aus einem christlichen Geist heraus." Besonders liegen dem BAVC dabei Menschen mit Behinderungen am Herzen. "Sie bekommen bei uns mehr Leistung für denselben Beitrag", erklärt Sießl.
Nachhaltigkeit, Fairness, Miteinander - diese Stichwörter nennt auch Axel Möller, Geschäftsführer des Verbands Christlicher Hoteliers (VCH), wenn man ihn nach dem spezifisch Christlichen in seinen Mitgliedsbetrieben fragt. Wie das jeweils ausgestaltet wird, darüber mache der Verband keine Vorgaben. "Wir sind eine Kooperation. Wir geben nur die Leitplanken vor", so Möller.
Wichtig ist ihm dabei: "Wir wollen keinesfalls missionierend herüberkommen." Schließlich gehören zu den Übernachtungsgästen auch Menschen, die mit Kirche und Glaube sonst wenig bis gar nicht in Berührung kommen. Und die wolle man nicht abschrecken.
Wie also vertritt man ein christliches Profil, ohne deshalb Kirchenferne vor den Kopf zu stoßen? Dieser Spagat treibt alle betroffenen Verbände und Veranstalter um. Beim VCH wird die Diskussion durchaus offensiv geführt. "Wir erarbeiten derzeit ein Markenprofil, das wir dann mit unseren Mitgliedern diskutieren wollen", berichtet der Geschäftsführer. 2020 soll der Prozess abgeschlossen sein.
Drei zentrale Schlagwörter verrät Möller schon jetzt: Werteorientierung, Geborgenheit, Vielfalt. Wie diese in die Praxis übersetzt werden, das sei letztlich Aufgabe jedes einzelnen der 57 deutschen VCH-Hotels. "Ein Kreuz an der Wand ist jedenfalls zu wenig."