Caritas-Angebot "Urlaub ohne Koffer" für Senioren

"Das wichtigste sind die Gespräche"

Koffer packen und ab in den Urlaub – für viele ältere Menschen geht das nicht mehr so einfach. Die einen sind nicht besonders mobil, den anderen fehlt die Reisebegleitung. Im Münsterland bietet ihnen die Caritas "Urlaub ohne Koffer" an.

Seniorinnen auf einer Parkbank  / © Uli Deck (dpa)
Seniorinnen auf einer Parkbank / © Uli Deck ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was genau bedeutet denn "Urlaub ohne Koffer"?

Horst Möllmann (Caritas Kreis Warendorf): Die Maßnahme "Urlaub ohne Koffer" ist eine ehrenamtliche Initiative, durch die 25 ältere Menschen vor Ort in ihrer Pfarrei einen fünftägigen Urlaub erleben. Und dieser Urlaub wird von einem ehrenamtlichen Gemeinde-Caritas-Team vorbereitet und durchgeführt. Die Senioren werden morgens von einem ehrenamtlichen Fahrdienst abgeholt und am frühen Abend wieder nach Hause gefahren, sodass die Urlauber keinen Koffer brauchen. Insgesamt gibt es im Kreis Warendorf acht solcher Maßnahmen "Urlaub ohne Koffer" – an acht verschiedenen Orten. Meine Aufgabe ist es, die ehrenamtlichen Teams seitens des Caritasverbandes fachlich zu begleiten und zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Aber wo verbringen Sie dann den Tag?

Möllmann: Den verbringen sie in einem der Pfarrheime in ihrer Pfarrei.

DOMRADIO.DE: Was gibt da für ein Angebot für die Senioren an diesem Tag?

Möllmann: Erst gibt es ein Frühstück, dann folgen verschiedene Programme, Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Um 17 Uhr erfolgt schließlich die Rückfahrt nach Hause. Diese Programmpunkte vor- und nachmittags sind je nach Urlaubsort etwas anders gestaltet, weil jede Gemeinde etwas anderes anbieten kann. In der Regel gibt es gesellige und informative Veranstaltungen, eine Stadtrundfahrt, Sitzgymnastik, Liederrunden oder basteln, sowie eine Ausflugsfahrt. Das Wichtigste, das wir aber festgestellt haben, sind für die Urlauber das Gespräch und die Unterhaltung innerhalb ihrer Tischgruppe.

DOMRADIO.DE: Warum ist das so wichtig?

Möllmann: Wir haben gemerkt, dass immer mehr ältere Menschen alleine leben, auch im ländlichen Bereich. Darum gibt es dieses Angebot ja auch. Der Ehepartner ist zum Beispiel verstorben und die Kinder wohnen zumeist berufsbedingt weit weg. Hinzu kommt, dass die meisten Teilnehmer alters- oder krankheitsbedingt bewegungseingeschränkt sind. Das heißt, sie nehmen nicht mehr an den normalen Urlaubs- und Reiseangeboten teil, leben hauptsächlich zurückgezogen zu Hause und freuen sich in dieser Urlaubswoche immer mehr auf das Gespräch und die Kontakte in ihrer Tischrunde beim Urlaub.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn auch so etwas wie spirituelle Impulse während dieser einen Woche?

Möllmann: Der Glaube hat innerhalb dieser Woche einen hohen Stellenwert. Die Woche beginnt am Montagsmorgen mit einer Begrüßungsndacht und der Urlaub endet am Freitagnachmittag mit einer Eucharistiefeier. Während der Woche bauen wir auch, wenn die Möglichkeit besteht, spirituelle Programmpunkte ein, also dass zum Beispiel eine Pastoralreferentin einen Vormittag oder einen Nachmittag gestaltet.

DOMRADIO.DE: Welchen Stellenwert hat das für die Besucher beziehungsweise für die Menschen, die zu Ihnen kommen, während dieser einen Woche?

Möllmann: Die Teilnehmer sind bei diesen Angeboten zumeist sehr gerührt. Sie sind ja noch in einer Generation aufgewachsen, wo der Glaube eine sehr wichtige Bedeutung hatte und nach wie vor hat. Und deshalb ist das für die Teilnehmer und auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die das ermöglichen möchten, sehr wichtig.

Das Interview führte Martin Mölder.


Quelle:
DR
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