Katholische Frauen fordern Gleichberechtigung in der Kirche

Kommt der Stein ins Rollen?

Das Ergebnis war eindeutig: Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands hat ein Papier verabschiedet, in dem sie volle Gleichberechtigung in der Kirche fordert. Dazu gehört auch die Zulassung zu allen Weiheämtern. Was folgt nun?

Plakat mit der Aufschrift "Auch ich kann Priesterin" / © Patrick Seeger (dpa)
Plakat mit der Aufschrift "Auch ich kann Priesterin" / © Patrick Seeger ( dpa )

DOMRADIO.DE: Man wundert sich fast, dass es so ein Positionspapier bisher noch gar nicht gab...

Agnes Wuckelt (stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands): Da haben Sie Recht. Bereits vor 20 Jahren hatten wir diese Forderung schon einmal aufgestellt. Aber in der damaligen Situation war kirchenpolitisch noch große Repression möglich. Wir haben letztendlich damals ein Schweigen auferlegt bekommen. Nichtsdestotrotz haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten - wie auch schon davor in Vorbereitung auf 1999 - an dieser Thematik gearbeitet. Jetzt merken wir, dass die Zeit reif ist, weil auch die Frauen an der Basis von sich aus das Schweigen brechen, handeln und etwas verändern wollen.

DOMRADIO.DE: Das Papier heißt "Gleich und berechtigt - alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche". Sie fordern das ganze Paket. Frauen können nicht nur Diakoninnen, sondern auch Priesterinnen werden?

Wuckelt: Ganz genau, das ist unsere zentrale Forderung. Wir wollen die volle Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche und den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern, die bisher nur einem getauften Mann offenstehen.

DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie Ihren Forderungen Nachdruck verleihen?

Wuckelt: Sicherlich werden wir - wie jetzt schon - damit in die Öffentlichkeit gehen. Wir werden uns auch an die Bischöfe wenden und sie darüber informieren, was wir beschlossen haben. Unser Papier endet auch mit dem Angebot, im wertschätzenden Dialog zu bleiben. Wir werden sicherlich auch auf Gegenwind stoßen, aber wir werden uns den Diskussionen stellen. Und wir werden mit Aktionen und Informationen weiter daran arbeiten, eine volle Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche zu erreichen.

DOMRADIO.DE: Die Abstimmung für das Papier war einstimmig. Hatten Sie damit gerechnet?

Wuckelt: Man hofft natürlich immer, dass es mit großer Mehrheit durchgeht. Dass es jetzt tatsächlich einstimmig beschlossen wurde, freut uns natürlich riesig. Es übertrifft alle Hoffnungen, die wir hatten.

DOMRADIO.DE: Das zeigt, dass alle dahinterstehen. Zuletzt haben Sie die Forderungen mit der Protestbewegung katholischer Frauen "Maria 2.0" bekannt gemacht. Was hat diese für einen Einfluss auf die Verabschiedung des Positionspapiers gehabt?

Wuckelt: Ich denke, es ist ein kleiner Mosaikstein von vielen, die sich in letzter Zeit ergeben haben. Wir haben im deutschsprachigen Raum unsere Schwesterverbände, den Katholischen Frauenbund Deutschlands, der die Forderung seit Frühjahr dieses Jahres noch einmal öffentlich und mit Nachdruck gestellt hat. Wir haben die Frauenverbände in Österreich und in der Schweiz, wir haben die internationale Bewegung "Overcoming Silence". Wir merken, dass selbst in den asiatischen Ländern Frauen ihre gleichwertige Stellung in der Kirche und in Religionen einfordern.

Von daher, denke ich, haben sich ganz viele Mosaiksteinchen auf diesem Weg durch die letzten Jahrzehnte heute zum Beschluss zusammengefügt: Ja, wir gehen auf die Straße, um unserer Forderung Nachdruck zu verleihen und sie auch argumentativ zu untermauern.

DOMRADIO.DE: Würden Sie selber Priesterin werden?

Wuckelt: Wenn wir diesen Zugang stellen heißt das nicht, dass die einzelne Frau das für sich in Anspruch nehmen möchte. Ich sehe da für mich selbst aufgrund meiner Biografie - ich bin Theologin in der Wissenschaft - keine Option. Ich bin aber solidarisch mit all den Frauen, die dazu berufen sind.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.


Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann (kfd)
Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann ( kfd )
Quelle:
DR
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