Sicherheit und Prävention beim Pueri Cantores-Treffen

"Wir wahren höchste Standards"

Wie ein Schatten liegt das Thema sexueller Missbrauch über Kirche und Gesellschaft. Nun kommen in Paderborn mehr als 2.700 Jugendliche zum Pueri Cantores-Treffen zusammen. Die Organisatoren haben sich in Punkto Sicherheit ins Zeug gelegt.

Junge Chorsänger / © Ja Crispy (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Der Paderborner Dom ist inzwischen leer. Alle Bänke sind verschwunden. Damit bekommt der Dom ein ganz anderes Fassungsvermögen - und es ist ein seltener Anblick, oder?

Thomas Berning (Paderborner Domkantor und Projektleiter des aktuellen Pueri Cantores-Treffens): Absolut. Ich bin gestern Abend nach den Arbeiten dort gewesen und bin fasziniert von der Aussicht auf den leeren Dom, aber auch von der veränderten Akustik. Es hallt mehr und vor allem anders. Man darf sehr gespannt sein, wie das klingt, wenn die Kinder dort singen.

DOMRADIO.DE: Ein Dom mit wesentlich mehr Menschen als üblich ist vermutlich auch eine Sache, die man im Sicherheitskonzept beachten muss.

Berning: Wir haben länger darüber gesprochen, natürlich in enger Abstimmung mit den städtischen zuständigen Beamten. Es gibt zum Glück eine Regel, die besagt, dass bei großen liturgischen Veranstaltungen die ganz strengen Sicherheitsmaßstäbe anders angelegt werden als zum Beispiel bei Konzertveranstaltungen oder sonstigen kommerziellen Dingen. Das hat uns ein wenig geholfen.

Aber nichtsdestotrotz müssen wir höchste Sicherheitsstandards wahren: große Sicherheitsgänge, Fluchtwege auszeichnen. All diese Dinge haben uns einiges an Arbeit gekostet.

DOMRADIO.DE: Bei "Sicherheit" kommt einem noch ein ganz anderes Thema in den Sinn: Die schrecklichen Missbrauchstaten an Kindern und Jugendlichen, die öffentlich geworden sind. Wie sorgen Sie als Projektleiterteam dafür, dass die Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder sind in sicheren Händen in Paderborn?

Berning: Zum einen geben wir den Eltern diese Informationen ganz offen aus. Im Gesamtprogramm, das die Kinder in die Hand bekommen, stehen Ansprechpartner für den Fall, dass sie zum Beispiel nicht richtig angesprochen werden, dass sie sich unwohl fühlen, dass sie belästigt worden sind. Zum anderen haben wir auch auf unserer Homepage und der Dommusik-Homepage offengelegt, dass alle unsere Mitarbeiter und alle Helfer - sogar die, die auf diesem Festival nur Essen austeilen - in Punkto Prävention geschult und vorbereitet sind.

DOMRADIO.DE: Am Abend beginnt das Chortreffen. Wie lange haben Sie darauf hingearbeitet?

Berning: Im Grunde ging es los, als wir vom letzten Chortreffen 2015 von Trier nach Hause gefahren sind. Dort erreichte uns schon im Auto der Anruf, ob wir uns nicht vorstellen könnten, die Nächsten zu sein – und mit diesem Tag ging es los. Zunächst mit den Anfragen an das Erzbistum Paderborn, uns die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, dann recht bald mit der Herbergssuche für die vielen Menschen. Das beschäftigt uns knapp vier Jahre.

DOMRADIO.DE: Sie sprechen es an: 2.700 Kinder und Jugendliche müssen untergebracht werden. Was sind das für Herbergen? Turnhallen?

Berning: Leider nicht mehr. Das war früher sehr beliebt bei Chortreffen. Die Massenunterkünfte waren eine sehr günstige und auch zusammenschweißende Unterbringung für die Chöre. Das gibt es jetzt aufgrund diverser Sicherheitsbedenken gar nicht mehr. Auch andere, weltliche Organisationen können darauf nicht zurückgreifen.

Also haben wir sofort, nachdem wir wussten, dass wir an der Reihe sind, alle Jugendherbergen und alle Gästehäuser im Umkreis von 40 Kilometern für unser Festival geblockt. Zum Glück gibt es ein großes, ehemaliges Internat in der Nähe von Erwitte. Dort lag die Lösung unserer letzten Probleme: Es taten sich auf einmal über 700 Betten auf. Das war genial, weil wir wussten: Jetzt haben wir alle Kinder untergebracht.

Das Interview führte Tobias Fricke. 


Quelle:
DR