Artenschutzkonferenz in Genf: Die Zukunft gefährdeter Tierarten

Es geht ums Überleben

Besonders Elefanten brauchen weltweit den höchsten Schutz. Bei der UN-Artenschutzkonferenz beraten Regierungsvertreter, Händler und Umweltschützer aus 168 Staaten über bedrohte Tierarten – die auch Auswirkungen für den Menschen haben.

Bedrohte Tierart: Elefanten (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie stehen die Zeichen der Zeit weltweit beim Thema Artenschutz?

Dr. Ralf Sonntag (Leiter des deutschen Büros des Internationalen Tierschutz-Fonds​): Es ist fünf vor zwölf, das ist ganz klar. Auf der Konferenz wird wieder sehr kontrovers diskutiert werden. Es gibt ja tatsächlich Länder, die beispielsweise den Schutz von Elefanten erneut aufweichen möchten. Das wird ein großes Thema bei der Konferenz sein.

Wir vom Internationalen Tierschutz-Fond fordern, das ganz dringend der Handel komplett eingestellt werden muss – auch national. Da muss auch die EU noch einige Hausaufgaben machen. Es wird bei der Konferenz auch darum gehen, dass zahlreiche Arten von Haien und Rochen unter besseren Schutz gestellt werden müssen. Es werden viele Diskussionen über Schildkröten, Reptilien bis hin zu Spinnen und Schmetterlingen geben.

DOMRADIO.DE: Was kann man denn solchen Staaten entgegenhalten, die eine Aufweichung dieser Regeln fordern?

Sonntag: Wenn diese Arten verschwinden, sind diese Länder deutlich ärmer dran. Wir müssen deshalb die Arten erhalten, um die Umwelt und die Ökosysteme zu erhalten – um vor allem eben das Überleben für die Menschen zu sichern. Das ist ganz wichtig. Deshalb setzen wir uns ganz klar auch für mehr Artenschutz ein.

DOMRADIO.DE: Sie sind selbst vor Ort bei der Konferenz in Genf. Welche Signale oder sogar Erfolge erhoffen Sie sich von dem Treffen?

Sonntag: Wir erhoffen uns tatsächlich, dass die vorgeschlagenen Arten hier unter Schutz gestellt werden. Das heißt, dass sie nicht mehr gehandelt werden dürfen, was den Anreiz sie zu wildern deutlich herunter setzen wird.

Die Artenschutzkonferenz hier in Genf ist eine der wenigen großen internationalen Konferenzen, die tatsächlich Zähne hat und sich in der Regel auch durchsetzen kann. Darum hoffen wir tatsächlich auf erfolgreiche Abstimmungen bei den Anträgen.

DOMRADIO.DE: Wie bindend sind solche Beschlüsse, die gegebenenfalls am Ende gefasst werden?

Sonntag: Diese Beschlüsse sind rechtlich bindend für alle Mitglieder der CITES-Konferenz (Anm. d. Red.: CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora). Das sind fast alle Staaten. Es sind nur zwei oder drei Staaten, die nicht Mitglied sind.

DOMRADIO.DE: Inwieweit würde der Schutz dieser Arten denn die Biodiversität erhöhen?

Sonntag: Nun, erhöhen wird es sie sicherlich nicht. Es wird allerdings den Verlust der Biodiversität verlangsamen. Das ist ja schon sehr wichtig. Im Moment geht es ja mit Siebenmeilenstiefeln vorwärts und das müssen wir stoppen. Darum müssen wir den Handel für bedrohte Tiere und Tierarten reduzieren.

DOMRADIO.DE: Spielt der Handel mit solchen Tieren auch bei uns in Deutschland eine Rolle?

Sonntag: Sicher, denn auch durch Deutschland wird Elfenbein geschmuggelt oder andere Dinge wie Haifischflossen. Auch das gibt es auf dem Markt. Diese Märkte müssen einfach reguliert werden. Bisher sind viele dieser Märkte absolut offen. Wir müssen sie regulieren und wo es notwendig ist, sie eben auch zumachen.

DOMRADIO.DE: Geht es bei den bedrohten Tierarten auch um in Deutschland heimische Arten? Gibt es Tiere, die bei uns in Deutschland in ihrer Existenz bedroht sind?

Sonntag: Natürlich gibt es auch bei uns Tiere, zum Beispiel sind viele Reptilien oder Amphibien bedroht. Aber auch Großtiere – wir hatten früher Bären und Wölfe. Die Wölfe kommen jetzt zurück, aber auch da sind welche bedroht. Und auch innerhalb der EU sind Arten bedroht. Aber auch die weltweit bedrohten Arten sind für uns als Deutsche und als Europäer wichtig.

Das Interview führte Moritz Dege.


Schmetterlinge sind eine gefährdete Art / © Patrick Pleul (dpa)
Schmetterlinge sind eine gefährdete Art / © Patrick Pleul ( dpa )

Auch Meeresschildkröten sind bedroht – Stichwort Mikroplastik (shutterstock)
Auch Meeresschildkröten sind bedroht – Stichwort Mikroplastik / ( shutterstock )
Quelle:
DR
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