Kirche verteidigt Haltung zu Artenschutz-Volksbegehren

Als Vorbild gefordert

Die katholische Kirche hat ihre Haltung zum erfolgreichen Artenschutz-Volksbegehren in Bayern verteidigt. Sie müsse in gesellschaftlichen Fragen Position beziehen, aber nie einseitig, sagte der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Lorenz Wolf.

Bienen / © Sushaaa (shutterstock)

Lorenz sprach bei einer Podiumsdiskussion in einem überfüllten Saal des Eichstätter Priesterseminars am Montagabend. Zudem verfüge die Kirche selbst über viele Flächen, "verpachtete und zubetonierte". Sie sei daher als Vorbild gefordert, müsse aber zugleich darauf achten, dass "das Gespräch weitergeht, die Gesellschaft nicht auseinanderbricht".

Auf den Vorwurf eines Bauernverbands-Funktionärs, die Kirche habe massiv für das Volksbegehren geworben, antwortete Wolf: Er könne katholischen Verbänden nicht vorschreiben, was sie zu tun oder zu lassen hätten, sondern nur dafür sorgen, "dass Bischöfe ausgewogen bleiben". Es habe auch in der Kirche selbst, unter Pfarrern und Verbänden, Befürworter und Gegner gegeben.

"Mit den Bauern reden"

Nachdrücklich versuchte der Prälat Sorgen konventionell wirtschaftender Bauern zu zerstreuen, die auf verpachtetem Kirchengrund wirtschaften. Der Vorstellung, auf diesen mehreren zehntausend Flächen in Bayern von heute auf morgen nur noch Ökolandwirtschaft vorzuschreiben, erteilte Wolf eine Absage. Er trete dafür ein, "mit den Bauern zu reden, die diese Flächen haben, anstatt sie einfach anderen zu geben". Seit mehr als 80 Jahren werden diese Grundstücke der sieben bayerischen Bistümer zentral von der katholischen Pfründepachtstelle in Regensburg verwaltet.

Alois Glück, Moderator des Runden Tisches zum Volksbegehren, sagte, die Träger der Initiative hätten flexiblen Lösungen für die Bewirtschaftung kirchlicher und staatlicher Flächen zugestimmt. Ihn persönlich habe die "resignative, depressive und aggressive Stimmung" in vielen Familien der Landwirte belastet, so der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholliken. Allerdings hätten auch Ökobauern Zukunftsängste.

"Meine Ministerkollegen zittern schon"

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte, die Bauern müssten auf das Umdenken der Gesellschaft bei Naturschutz und Nachhaltigkeit reagieren. Beim Artenschutz seien aber alle gefragt, auch die Verbraucher. Kaniber äußerte die Vermutung, dass es in anderen Bundesländern bald ähnliche Initiativen wie das Volksbegehren in Bayern geben könnte. "Meine Ministerkollegen zittern schon." Zugleich räumte Kaniber ein, dass der Freistaat beim Gewässerschutz zu lange auf Freiwilligkeit gesetzt habe. Aus etlichen Wortmeldungen anwesender Landwirte wurde indes die Sorge laut, dass die Bauern am Ende allein dastehen könnten.

Der Bayerische Landtag hatte am vergangenen Mittwoch den Gesetzesvorschlag des Volksbegehrens angenommen. Mit den Stimmen der Regierungsmehrheit aus CSU und Freien Wählern wurde außerdem ein "Versöhnungsgesetz" verabschiedet, das Härten für Landwirte abfedern soll. Dafür will die Staatsregierung 70 Millionen Euro ausgeben.


Quelle:
KNA