"Kirche muss - trotz aller eigenen Strukturveränderungen - dort für die Menschen da sein, wo sie sich abgehängt fühlen, etwa im ländlichen Raum", sagte Arnold am Montag in Dresden im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wichtig sei vor allem, die Bürgerdialoge im Land fortzusetzen. "Wir brauchen diese Debatten über und für das Gemeinwohl. Das ist keine Aufgabe einer Regierung, sondern aller gesellschaftlichen Player im Land."
Arnold geht mit Blick auf die Wahlergebnisse davon aus: "Wir werden in Sachsen auch in Zukunft weiterhin eine sehr polarisierte Debatte erleben."
Er verwies darauf, dass über 50 Prozent der AfD-Wähler angaben, die Partei aus Enttäuschung gewählt zu haben. Das sollte zu denken geben, sagte der Akademie-Direktor.
Die AfD erzielte laut vorläufigem amtlichen Endergebnis 27,5 Prozent bei der Landtagswahl im Freistaat und wurde am Sonntag damit zweitstärkste Kraft hinter der CDU (32,3 Prozent).
Das sei "nicht erfreulich", so Arnold. Auch in Brandenburg lag die AfD mit 23,5 Prozent hinter der SPD (26,2) auf Platz 2.
"Aufmerksamkeit für Ostdeutschland nicht verlieren"
Zugleich betonte er: "Nicht an jedem dritten Gartenzaun steht bei uns ein Neonazi." Doch gebe es im Osten mit dem Jahr 1989 eine "ganz verstärkte Biografie-Bruch-Erfahrung". "Der Osten braucht kein Mitleid. Aber einen realistischen Blick, wertschätzende Kritik und den Mut, seine eigene Geschichte zu erzählen", sagte Arnold.
"Ich glaube, wir müssen uns enorm bemühen, als Kirche Katalysatoren für diesen Dialog zwischen Ost und West, Jung und Alt, Stadt und Land zu werden."
Er appellierte an Kirchen und Gesellschaft in ganz Deutschland, jetzt nicht wieder die Aufmerksamkeit für den Osten zu verlieren: "Unsere Republik kann nur zusammenwachsen, wenn der Austausch funktioniert, wenn wir uns unsere Geschichten gegenseitig erzählen und die Hoffnungsperspektive, die wir uns gegenseitig stiften können. Dann kommen wir auch auf andere Wahlergebnisse. Davon bin ich überzeugt."