DOMRADIO.DE: Wollen wir jetzt erst mal über den Pastor sprechen. Das ist ja was anderes als ein Pfarrer. Wo ist da der Unterschied?
Sven Christer Scholven (Pastor und Referent für Ministrantenpastoral im Bistum Essen): Im Bistum Essen besteht der Unterschied darin, dass einzig und allein der Priester, der den Titel Pfarrer hat, die Verantwortung im rechtlichen Sinne für eine Pfarrei trägt. Und alle anderen Priester, die in einer Pfarrei mitarbeiten, tragen bei uns einfach den Titel Pastor.
DOMRADIO.DE: Und möchten Sie Pastor bleiben oder streben Sie irgendwann mal den Pfarrer an?
Scholven: Ob ich da so viel Einfluss darauf habe, weiß ich nicht. Da redet man immer so ein bisschen über ungelegte Eier. Falls es irgendwann so sein sollte, dass der Bischof sich vorstellen kann, mir eine Pfarrei anzuvertrauen, dann wird man darüber sprechen. Im Moment fühle ich mich mit meinem Aufgabenzuschnitt pudelwohl.
DOMRADIO.DE: Immer weniger junge Männer sind ja der Meinung, dass Pastor oder Pfarrer ein Traumberuf ist. Was gefällt Ihnen an dem Beruf?
Scholven: Wenn ich so auf die vergangenen sieben Jahre meines Dienstes gucke, dann finde ich vor allem den Abwechslungsreichtum spannend. Ich habe mit ganz unterschiedlichen Menschen in allen möglichen Lebenslagen zu tun. Und ich habe die Möglichkeit, ihnen einen Teil einer ganz wunderbaren Botschaft mitzugeben, dass es sich lohnt zu leben, dass es sich lohnt, den Horizont über die irdischen Dinge hinaus zu weiten und die Augen Richtung Himmel offen zu halten. So versuche ich mit meinem eigenen Leben, diesen unbegreiflichen Gott ein Stück im Alltag vieler unterschiedlicher Menschen präsent zu machen.
DOMRADIO.DE: Da hört man viel Liebe zur Aufgabe raus. Was viele Priester, Pfarrer, Pastoren beklagen, ist die Einsamkeit, wenn sie alleine leben müssen. Sie haben das richtig elegant gelöst: Sie leben in einer Priester-WG. Wie muss man sich das vorstellen?
Scholven: Ziemlich unspektakulär, ehrlich gesagt. Wir sind tatsächlich einfach drei Priester der Diözese Essen und arbeiten in unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen. Wir sind unterschiedlich alt und unterschiedlich lang geweiht. Wir leben in Mülheim an der Ruhr in einem ehemaligen Pfarrhaus, haben Gemeinschaftsräume, aber jeder von uns hat auch noch seinen eigenen Rückzugsraum.
DOMRADIO.DE: Mit Putzplan oder geht das ohne?
Scholven: Das geht ohne. Aber wir sind natürlich schon gemeinsam verantwortlich, dass es hier nicht aussieht wie bei Hempels unterm Sofa, wie man so schön sagt.
DOMRADIO.DE: Jetzt müssen Ihre Eltern vielleicht schon etwas geahnt haben. Die haben Ihnen den Zweitnamen Christer gegeben. Wann haben Sie selber gemerkt, das ist für mich ein Traumberuf?
Scholven: Ziemlich spät in meinem Leben. Ich war Mitte 20, als sich am Horizont abzeichnete, dass ich mit dem Weg, den ich bis dahin eingeschlagen hatte, nicht so richtig glücklich werden würde. Und dann sind ganz unterschiedliche Sachen zusammengekommen. Ich habe einerseits eine sehr lebendige Gemeinde in meiner Heimatstadt Bochum kennengelernt und habe da viele Impulse mitbekommen.
Dann haben bestimmte Menschen zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen gestellt, die bei mir große Auseinandersetzungen ausgelöst haben. So kam eins zum anderen. Und irgendwann stand ich dann vor der Frage: Willst du dich auf den Weg machen und herausfinden, ob du Priester werden sollst, oder willst du dein Leben lang dieser Frage hinterherlaufen, ohne eine Antwort darauf zu finden? Dann habe ich relativ viel auf eine Karte gesetzt und mich beworben, bin genommen worden.
Das Interview führte Heike Sicconi.