Evangelische Kirche beteiligt sich an Seenotrettung

Mit einem Schiff auf dem Mittelmeer

Die evangelische Kirche will sich an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligen. Man wolle gemeinsam mit etlichen weiteren Organisationen zusammen ein Schiff für diesen Zweck kaufen, verkündete nun der EKD-Ratsvorsitzende.

Rettungswesten / © Amfroey (shutterstock)

Das sehe ein aktueller Beschluss des Rates der EKD vor, betonte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, an diesem Donnerstag in Berlin. Zum Unterhalt des Rettungsschiffs solle ein Verein mit breiter gesellschaftlicher Beteiligung gegründet werden.

"Not hat keine Nationalität"

Bedford-Strohm mahnte, dass Menschen ertrinken und sterben, könne von niemandem hingenommen werden, schon gar nicht von Menschen christlichen Glaubens. "Not hat keine Nationalität", sagte der bayerische Landesbischof. Egal aus welchen Gründen Menschen in Lebensgefahr sind, bestehe die Pflicht zu helfen.

"Es geht nicht nur um Symbolik"

Er drückte seinen "hohen Respekt" für die Menschen aus, die helfen, andere vor dem Ertrinken zu retten und dafür auch bereit seien, Sanktionen in Kauf zu nehmen. Zum konkreten Vorhaben zur Anschaffung eines Rettungsschiffs sagte Bedford-Strohm: "Es geht nicht nur um Symbolik." Es würden ganz konkret Menschen gerettet.

Hintergrund des EKD-Ratsbeschlusses ist eine Resolution, die im Juni auf dem Kirchentag in Dortmund verabschiedet worden war. In dieser wurden die EKD und die Landeskirchen dazu aufgefordert, selbst ein Schiff zur Rettung von Menschen in Seenot ins Mittelmeer zu entsenden. Initiator war neben anderen der EU-Parlamentarier Sven Giegold (Grüne). Seitdem wurde in der evangelischen Kirche intensiv über das Thema debattiert.

Kardinal Woelki: "Schande für Europa"

Erst kürzlich hatte auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Interview mit DOMRADIO.DE betont, dass die momentane Situation der Seenotrettung eine "Schande für Europa" sei.

"In der gegenwärtigen politischen Lage treten allzu oft symbolische Taten an die Stelle von substanziellen Debatten. Das verschlimmert das angespannte Klima in dieser Frage nur noch. Links wie rechts bestimmen oftmals die Scharfmacher den Diskurs. Es ist nur ein ganz schmaler Grat zwischen dem Gebot der Menschlichkeit und dem Selbstbestimmungsrecht souveräner Staaten, die mit den Problemen nicht länger alleingelassen werden wollen", sagte Woelki weiter.

Der Kölner Erzbischof sieht die Problematik bereits an einem früheren Punkt. Denn wenn sich Menschen schon auf marode Boote begeben, um auf See hinauszufahren, sei alles schon viel zu spät. "Das Problem muss sehr viel früher und sehr viel entschiedener angegangen werden", forderte der Kardinal.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz begrüßte das Engagement der evangelischen Kirche. "Bereits jetzt unterstützen die Kirchen die Seenotrettung auf vielfältige Weise", sagte Sprecher Matthias Kopp auf Anfrage. Auch auf katholischer Seite werde es weiter Aktivitäten in diesem Feld geben. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ermuntere dazu, sich weiter zu engagieren.

Rheinischer Präses begrüßt kirchliche Beteiligung an Seenotrettung

Der rheinische Präses Manfred Rekowski hat unterdessen die geplante Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an der Seenotrettung im Mittelmeer begrüßt. "Es geht ja darum, ein Signal zu setzen", erklärte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstag in Düsseldorf.

Das Engagement zeige, dass sich die Kirchen nicht damit abfänden, "dass weiterhin regelmäßig Menschen, die auf der Flucht sind, die Schutz und Zuflucht suchen, im Mittelmeer sterben", unterstrich Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD ist.


Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz ( KNA )

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd , DR , KNA
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