Vatikan-Beobachter bei der Organisation Amerikanischer Staaten

Nah dran an Krisenherden in der Neuen Welt

Ob verheerende Waldbrände im Amazonas-Regenwald oder Mauerbau zwischen den USA und Mexiko: Mit einem eigenen Beobachter ist der Vatikan nun noch näher an den Konflikten in einer der wichtigsten katholischen Regionen der Erde dran.

Autor/in:
Tobias Käufer
Amerikanischer Kontinent auf einem Globus / © Triff (shutterstock)
Amerikanischer Kontinent auf einem Globus / © Triff ( shutterstock )

Die Liste der politischen Krisenherde zwischen Neufundland und Kap Hoorn ist ebenso lang wie brisant. Seit Montag ist der Heilige Stuhl mit einem eigenen Beobachter bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) vertreten. Der britische Priester und Diplomat Mark Gerard Miles (52) übergab seine Akkreditierung an OAS-Generalsekretär Luis Almargo.

Frieden und Toleranz auf der Erde unterstützen

Die Entscheidung von Papst Franziskus ein eigenes Büro für die OAS zu haben, sei ein Beweis für die Wichtigkeit und die Nähe, die das Kirchenoberhaupt den amerikanischen Staaten beimesse, sagte Almargo bei dieser Gelegenheit. Almargo unterstrich dabei das Engagement des Argentiniers beim interreligiösen Dialog, mit dem er dazu beitrage, Frieden und Toleranz auf der Erde zu unterstützen. "Wir vertrauen darauf, dass wir mit ihrer permanenten Präsenz bei der Verteidigung der Werte, die der Vatikan und die OAS teilen, zusammenarbeiten können", so Almargo weiter.

Vatikan-Diplomat Mark Gerard Miles erklärte, die Bestellung eines permanenten Beobachters drücke den Wunsch des Papstes aus, konstant und nahe dran an der OAS zu sein. "Diese Mission wünscht es, von der Erfahrung dieses Hauptquartiers aber auch von seinen Mitgliedsländern zu lernen", so Miles.

In der Organisation Amerikanischer Staaten arbeiten 35 Staaten Nord- und Südamerikas mit den Zielen Demokratieförderung, Kampf gegen Kriminalität, Friedenssicherung und Förderung des Freihandels zusammen. Nicht vertreten ist Kuba, das 1962 aus der Organisation ausgeschlossen wurde und seitdem die OAS als "Instrument der Vereinigten Staaten" kritisiert.

Vatikan stärkt Engagement bei internationalen Organisationen

Bisher war der Heilige Stuhl mit einem gemeinsamen Beobachter bei der OAS und bei den Vereinten Nationen in New York präsent, derzeit ist dies Erzbischof Bernardito Auza. Mit der Ernennung eines eigenen Beobachters für Washington stärkt der Vatikan sein Engagement bei den internationalen Organisationen. Papst Franziskus hatte sich bei seinem Jahresempfang für Diplomaten im Januar nachdrücklich für multilaterale Zusammenarbeit ausgesprochen.

Der am 13. Mai 1967 in Gibraltar geborene Miles trat 2003 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und absolvierte Stationen in den Nuntiaturen in Ecuador und Ungarn. Zuletzt war er in der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten im vatikanischen Staatssekretariat tätig, unter anderem als Dolmetscher für Papst Franziskus.

Franziskus als Konfliktvermittler

Während seines Pontifikats versucht Franziskus bislang auf verschiedenen Ebenen bei Konflikten zu vermitteln. Unter anderem gelang es ihm, zwischen den ideologisch verfeindeten USA und Kuba ein diplomatisches Tauziehen einzuleiten. Die Entwicklung wurde allerdings inzwischen unter US-Präsident Donald Trump zurückgedrängt, da Washington Kuba vorwirft, die wegen Menschenrechtsverletzungen umstrittene venezolanische Regierung zu unterstützen.

Bislang ohne Erfolg waren die Versuche des Vatikan, hinter den Kulissen in den innenpolitischen Konflikten Venezuelas und Nicaraguas zu vermitteln.

Großes Interesse zieht auf den amerikanischen Kontinenten schon jetzt die Sondersynode für Amazonien vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan auf sich. Sie steht unter dem Motto: "Amazonien - neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie".

Bei dem Treffen wollen Bischöfe und Experten über die Ökologie des Regenwaldes, die Kultur und Rechte indigener Völker sowie seelsorgliche Herausforderungen für die katholische Kirche in der Region beraten. Durch die Waldbrände in den vergangenen Wochen erhielt die Amazonas-Synode noch einmal eine besondere Aktualität.


Waldbrände im Amazonasgebiet / © Gabriela Biló (dpa)
Waldbrände im Amazonasgebiet / © Gabriela Biló ( dpa )

Grenze zwischen Mexiko und den USA / © Hans-Maximo Muselik (dpa)
Grenze zwischen Mexiko und den USA / © Hans-Maximo Muselik ( dpa )

Ein Mann flieht von Venezuela nach Kolumbien  / © Fernando Vergara (dpa)
Ein Mann flieht von Venezuela nach Kolumbien / © Fernando Vergara ( dpa )

Junge mit kolumbianischer Flagge / © Leonardo Munoz (dpa)
Junge mit kolumbianischer Flagge / © Leonardo Munoz ( dpa )
Quelle:
KNA
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