Acht deutsche Kandidaten für "Kulturhauptstadt Europas 2025"

Kultureller Massenandrang

Geballtes Interresse: Gleich acht deutsche Städte wollen "Kulturhauptstadt Europas 2025" werden. In Berlin präsentierten sich Chemnitz, Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau. Entschieden wird erst 2020.

Bewerbungsbuch mit der Vision und den Themen für den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 / © Ronny Hartmann (dpa)
Bewerbungsbuch mit der Vision und den Themen für den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 / © Ronny Hartmann ( dpa )

Die Entscheidung für Deutschland fällt in einem zweistufigen Auswahlverfahren. Im Auftrag der Kulturministerkonferenz organisiert es die Kulturstiftung der Länder. Bewertet werden unter anderem, inwieweit die Bewerbung nachhaltig die örtliche Kultur und den interkulturellen Dialog fördert. Zudem soll sie das lokale Kulturerbe und traditionelle Kunstarten mit neuen Ausdrucksformen verknüpfen. Bei der Bewerbung soll auch die Zivilgesellschaft von Beginn an einbezogen werden.

Schwerpunkt auf den laufenden Strukturwandel

Bei der Präsentation legten die Bewerber einen Schwerpunkt auf den laufenden Strukturwandel. So stellt sich Chemnitz als Stadt der "Aufbrüche und Umbrüche" vor, die sich unter anderem an der zeitweiligen Umbenennung in Karl-Marx-Stadt zeige. Dresden will Kultur als eine Möglichkeit präsentieren, "Unterschiede im Austausch tolerant zu leben".

Gera stellt die Suche nach einer ostdeutschen Identität zwischen "Uranbergbau und Renaturierung sowie Provinz-Klischees und Großstadt" in den Mittelpunkt. Hannover plant gemeinsame Projekte mit den englischen Bewerberstädten, die aus dem Kulturhauptstadtverfahren 2023 ausgeschieden sind.

Hildesheim wirbt mit seinem Dom und der Michaeliskirche sowie dem landwirtschaftlich geprägten Umfeld und will ein "Gegenmodell des Provinziellen" konzipieren. In Anspielung auf den Naturwissenschaftler Otto von Guericke wählt Magdeburg das Motto "Raus aus der Leere" und will "positive Visionen" für seine Zukunft zeichnen.

Nürnberg möchte unter anderem als "Ort der Täter" Konsequenzen aus dem Nationalsozialismus für das 21. Jahrhundert ziehen. Zittau hebt auf seine Lage im Dreiländereck mit Polen und Tschechien ab und will "konstruktive Gegenentwürfe zu Spaltungstendenzen entwickeln".

Deutschland stellt zum vierten Mal Europäische Kulturhauptstadt

Der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) betonte, in der wachsenden Vielfalt Europas werde es immer wichtiger, welche Werte das Zusammenleben prägen. Kultur könne "ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Einigkeit fördern". Die Projekte des Kulturstadtwettbewerbs seien Beispiele für das Gelingen Europas im Kleinen. Der Generalsekretär der Kulturstiftung, Markus Hilgert, äußerte die Hoffnung, dass auch die Projekte jener sieben Städte weiter wirken, die nicht Kulturstadt Europas werden.

Deutschland stellt 2025 zum vierten Mal seit Beginn der Kampagne 1985 eine Europäische Kulturhauptstadt. Bislang waren es 1988 West-Berlin, 1999 Weimar und 2010 Essen für das Ruhrgebiet. Mit dem seit 1985 bestehenden Wettbewerb will die Europäische Union den gemeinsamen Kulturraum und nachhaltige Entwicklungen in den Bewerberstädten fördern.

Die zweite Kulturhauptstadt im Jahr 2025 stellt Slowenien. Die Entscheidung in dem Wettbewerb fällt im Herbst 2020.


Quelle:
KNA