In der Vatikan-Affäre um ein verlustreiches Immobiliengeschäft hat sich der Vorstand der vatikanischen Finanzaufsicht AIF hinter deren Direktor Tommaso Di Ruzza gestellt und ihm das Vertrauen ausgesprochen. Weder Di Ruzza noch irgendein anderer Mitarbeiter hätten ihr Amt missbräuchlich ausgeübt oder sich irgendein Fehlverhalten zuschulden kommen lassen, erklärte der Vorstand am heutigen Mittwoch im Vatikan. Man gehe davon aus, dass "mögliche Missverständnisse" bald aufgeklärt werden könnten.
Hintergrund ist eine 2014 erfolgte Immobilieninvestition in London durch das vatikanische Staatssekretariat und nachfolgende Versuche einer Verlustbegrenzung. Nach Recherchen verschiedener Medien geht es um einen dreistelligen Millionenbetrag mittlerer Höhe.
Untersuchung der vatikanischen Staatsanwaltschaft
Nach Hinweisen der Vatikanbank IOR und des Büros des vatikanischen Antikorruptionsbeauftragten im Juli und August hatte die vatikanische Staatsanwaltschaft am 1. Oktober mehrere Büros im Staatssekretariat und bei der Finanzaufsicht durchsuchen und Materialien beschlagnahmen lassen. Durch ein Leck bei der Vatikanpolizei wurde in dem Zusammenhang eine Suspendierung von AIF-Direktor Di Ruzza bekannt.
Der Vorstand der Finanzaufsicht erklärte am heutigen Mittwoch, die Beschlagnahmung betreffe einen Vorgang der AIF, den diese wegen eines Berichts über verdächtige Aktivitäten aufgenommen habe und der auch ausländische Behörden einbeziehe. Die Tätigkeiten der AIF und ihres Direktors Di Ruzza seien "strikt institutioneller Art" und in Übereinstimmung mit den eigenen Statuten erfolgt. AIF-Präsident Rene Brülhart hatte der Mitteilung zufolge eine interne Untersuchung veranlasst.