Am kommenden Montag treffen erstmals das Forscherteam, der vom Erzbistum Hamburg eingerichtete Beirat sowie Erzbischof Stefan Heße und Betroffene in Neubrandenburg zusammen, wie die Erzdiözese am Montag ankündigte. Bei der Auftaktveranstaltung würden der zeitliche Ablaufplan und die inhaltliche Methodik der Aufarbeitung vorgestellt, hieß es. Auch solle einer der Betroffenen von seinen leidvollen Erfahrungen berichten.
Das Erzbistum hatte im Juli Forscher der Universität Ulm mit der Missbrauchsaufarbeitung beauftragt. Das von der Professorin für Forensische Psychiatrie, Manuela Dudeck, geleitete Projekt läuft über zwei Jahre.
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Nach der vor einem Jahr veröffentlichten Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz (MHG-Studie) sind 17 Priester bekannt, die in Mecklenburg Missbrauchshandlungen an 54 Kindern und Jugendlichen verübt haben sollen. Einer der Hauptverdächtigen ist der 1979 verstorbene Neubrandenburger Pfarrer Hermann-Josef Timmerbeil, der die Pfarrei zwischen 1946 und 1975 leitete.
Die Untersuchung beschränkt sich laut Angaben auf die Jahre 1945 bis 1989. In dieser Zeit sei es Betroffenen in der DDR nicht möglich gewesen, sich an staatliche Organe zu wenden und Anzeige zu erstatten.
"Die Aufarbeitung hat wissenschaftlichen Anspruch auf bislang unerforschtem Neuland", sagte der Beiratsvorsitzende Martin Colberg. Anders als bei der MHG-Studie erhielten die externen Wissenschaftler im Rahmen eines eigens erstellten Datenschutzkonzepts Zugang zu den Archiven. Zudem würden Interviews mit den Betroffenen geführt, die dazu bereit sind, so der Vorsitzende des 2018 vom Erzbistum eingerichteten Gremiums. Es besteht aus Mitarbeitern des Erzbistums und externen Fachleuten.