Das Leben beginnt, das Leben endet. Und dazwischen stellt sich der Mensch die Frage nach Sinn, Glück und gelingendem Leben. Jesus lieferte mit seinem Leben überzeugende Antworten. Auf dieses Zeugnis gründete sich eine Gemeinschaft, die zur Kirche und zur Institution heranwuchs.
Heute wird von einer Glaubenskrise in der Kirche gesprochen. Und auch die Gesellschaft wird durch Populismus im Netz und die neuen Kommunikationsformen herausgefordert. Für den Medienethiker Alexander Filipović gehört zu den Aufgaben der Kirche auch ihr Einsatz für gute Kommunikation in der Gesellschaft.
Dazu muss die Kirche in den sozialen Medien präsent sein. Die sozialen Medien und "die ganzen digitalen Technologien haben ein unglaubliches Potenzial für Solidarität, Gerechtigkeit, Miteinander und auch für Demokratie." Außerdem sollte die Kirche die Beantwortung der Fragen des Lebens nicht Unternehmen überlassen, so Filipović.
Gesellschaftlicher Umbruch
In den sozialen Medien gibt es keine klare Trennlinie zwischen Sender und Empfänger. Die Kommunikationswissenschaftlerin Julia Metag erklärt, dass auch das Publikum Inhalte beisteuern könne. Wissenschaftlich lasse sich der Verlust von Meinungsvielfalt nicht belegen.
Populisten fordern dennoch Politiker und Journalisten als etablierte Meinungsmacher in der Gesellschaft heraus. Für den evangelischen Theologen Christian Grethlein bedeutet das einen Umbruch in der gesellschaftlichen Kommunikation. Mit diesem Umbruch sei eine Institutions- und Hierarchiekritik verbunden.
Die Kommunikation in den sozialen Medien berührt auch die Vermittlung der Frohen Botschaft. In der griechischen Bibel wird die interaktive Bedeutung der Frohen Botschaft deutlicher als in der deutschen Übersetzung. Anstelle von Botschaft "vermitteln" müsste von Botschaft "kommunizieren" gesprochen werden.
Überzeugung ohne Amt
Die sozialen Medien liefern dazu die technische Grundlage. Für Grethlein ist klar: "Es geht nicht mehr um autoritär festgelegte Lehren, die irgendwie zu übernehmen sind. Sondern, es geht darum, dass authentisch auftretende Menschen ... mit anderen in Kontakt treten." Der Amtsinhaber spricht auf Augenhöhe mit dem einfachen Bürger.
Der Erfolg der katholischen Kirche in den sozialen Medien hängt davon ab, wie sie in Zukunft ihr Verhältnis von Autorität und Authentizität bestimmen wird. Soziale Medien seien antihierarchisch, so Grethlein. Das Problem der katholischen Kirche sei ihre hierarchische Struktur. Im Netz überzeuge nicht das Amt, sondern die Überzeugung.
Die Menschen suchen nach Antworten im Netz. Dort begegnen sie anderen, die durch ihren authentischen Auftritt überzeugen. Die Autorität eines Amtes spielt dabei keine Rolle. Die Frohe Botschaft als Antwort auf Augenhöhe passt zur Struktur der sozialen Medien, die Struktur der kirchlichen Institution hingegen nicht.