Der Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zeige, "dass sich kranke und alte Menschen doch unter Druck gesetzt fühlen könnten, vermeintlich freiwillig aus dem Leben zu scheiden, um niemanden mehr zur Last zu fallen", sagte er am Samstag laut Redetext in Paderborn beim 35. Ärztetag des Erzbistums.
Zwar gebe es unheilbare Krankheiten und die Angst, Unzumutbares aushalten zu müssen, so der Erzbischof. Auch berühre "der Wunsch zu sterben, endlich loslassen zu können", jeden Menschen existenziell. "Dennoch dürfen wir diese Situation nicht zu einem Einfallstor für selbstbestimmte Todesszenarien deklarieren oder einem ärztlich assistierten Suizid das Wort reden."
Linderung durch Nähe und Zuwendung
Es gehe nicht darum, dass Selbstbestimmungsrecht des Patienten infrage zu stellen, betonte der Erzbischof. Vielmehr müsse ihm jene Fürsorge und Aufmerksamkeit zuteil werden, "auf die er als Mensch ein Anrecht hat". Becker verdeutlichte die Haltung der Kirche mit den Worten: "Wir versuchen, diese hohe Wertschätzung des menschlichen Lebens gerecht zu werden, indem wir Not und Leid des einzelnen Menschen durch Nähe und Zuwendung zu lindern suchen." Diese Position müsse immer wieder neu in die Diskussion eingebracht werden.
Der Ärztetag im Erzbistum Paderborn findet seit 1985 jährlich statt. In diesem Jahr stand er unter dem Motto "Ich kann nicht mehr. Der Sterbewunsch im Alter und bei Krankheit als medizinethische Herausforderung". Erwartet worden waren rund 160 Mediziner aus dem Gebiet des Erzbistums Paderborn. Mitveranstalter waren die Ärztekammer Westfalen-Lippe und die Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.