DOMRADIO.DE: Warum teilen Sie diese Auffassung, dass sich eine freie Wirtschaft und eine Koalition mit der AfD ausschließen?
Prof. Ulrich Hemel (Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer, BKU): Wenn wir Deutschland betrachten, dann haben wir in praktisch allen Unternehmen Menschen mit Migrationshintergrund, mit einer bunten Familiengeschichte und verschiedenen kulturellen Traditionen. Diese Menschen brauchen wir. Sie sind Teil der Vielfalt in unserem Land und Teil der wirtschaftlichen Wertschöpfung. Im Gedankengut der AfD sehe ich starke Vorbehalte gegenüber diesen Menschengruppen und das schadet der Wirtschaft. Es schadet unseren christlichen Überzeugungen und es schadet damit auch dem demokratischen Zusammenhalt in der Politik.
DOMRADIO.DE: Welche Folgen hätte es denn konkret, wenn die AfD in einem oder gar mehreren Bundesländern in der Regierungsverantwortung stehen würde?
Hemel: Ich hoffe, das werden wir nie erfahren. Ich hoffe, dass es nie dazu kommt. Die Frage wird aber sein, wie die AfD den Weg in einer demokratischen Parteienlandschaft gehen kann. Nicht nur in einer Parteienlandschaft, in der sie an ihren Rändern hin zu extremistischen Positionen ausgefranst ist, wie wir sie vor vielen Jahrzehnten in diesem Land mit großem Unglück kennengelernt haben.
DOMRADIO.DE: Welche von der AfD vertretenen Positionen widersprechen den Wertvorstellungen, die der BKU vertritt?
Hemel: Es geht um das Menschenbild, um den Ausschluss von Menschen anderer Kultur, vielleicht auch anderer Hautfarbe. Es geht aber auch um die Relativierung der Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Und da muss man klar sagen: Wir grenzen uns von der AfD als Partei ab, nicht von Menschen, die möglicherweise mit der AfD liebäugeln.
Menschen kommen zu ihren Überzeugungen, sie können bessere Überzeugungen gewinnen - aber nur dann, wenn man mit ihnen in den Dialog geht. Wir haben eine differenzierte Position. Wir sprechen mit den Menschen, aber wir grenzen uns gegenüber einer Partei ab, die menschenverachtende Züge trägt.
DOMRADIO.DE: Tatsächlich haben die etablierten Parteien massive Probleme, wenn es ans Schmieden neuer Regierungsbündnisse geht. Was würden Sie sich wünschen?
Hemel: Wir haben ja bereits einen stärkeren Zusammenhalt der demokratischen Parteien. Wir kommen zu politischen Bündnissen, die sich in den vergangenen Jahren niemand hätte vorstellen können. Denken Sie beispielsweise an Brandenburg - da gibt es einen Zusammenhalt der Demokraten und Demokratinnen, den wir nur befürworten können.
Das Interview führte Aliena Pfeiffer.