Die Gesellschaft akzeptiere nicht mehr, dass Frauen in irgendeiner Institution nur niedere Tätigkeiten ausführen könnten, sagte Lütz der Internetseite "Vatican News". Ein positiver Schritt wäre, "wenn umgehend Frauen in den Bistumsleitungen und in den Pfarreien mehr Entscheidungskompetenz bekämen".
Der Theologe äußerte sich nach der Generalversammlung der Vatikan-Behörde für Laien, Familie und Leben, an der er als einziges deutsches Mitglied teilgenommen hatte. Papst Franziskus sprach sich vor dem Gremium am Samstag dafür aus, man müsse in der Kurie noch weitere Frauen "auf Beraterposten, auch auf Leitungsposten" bringen.
Warnung vor unerfüllbaren Hoffnungen
Lütz plädierte dafür, Frauen statt einem Zugang zu Weiheämtern mehr Entscheidungskompetenz einzuräumen. So könnten theologische Probleme mit der Frauenordination vermieden und zugleich Priester und Bischöfe von Machtfragen entlastet werden. Wenn Laien manche Aufgaben übernähmen, "könnten die wenigen Priester wieder stärker für seelsorgliche Aufgaben frei sein", argumentierte Lütz.
Mit Blick auf Reformanliegen des Synodalen Wegs in Deutschland warnte Lütz vor unerfüllbaren Hoffnungen. Am Ende würden "die Enttäuschten verständlicherweise umso wütender" und die Engagierten entmutigt.
Ihn als Laie irritiere, dass bei der in Deutschland angekündigten Reformdebatte des Synodalen Wegs vor allem Klerikalfragen im Mittelpunkt ständen. Neue Lösungen erwarte er sich dann, wenn die Bedeutung der Laien gestärkt würde, Frauen in Bistumsleitungen und Pfarreien mehr Kompetenz bekämen und man "etwas weniger über Sexualthemen reden würde", so Lütz.