Brukner ist seit gut einem Jahr Rabbiner in der Stadt und war selbst wiederholt Schmähungen in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt, die für Schlagzeilen gesorgt hatten. "Wir müssen etwas tun, um die schweigende Mehrheit dazu zu bringen, etwas zu sagen", betonte der Rabbiner.
In seinem Fall habe er erlebt, dass Zeugen sich nicht eingemischt hätten, sagte Brukner. Dabei müsse man noch nicht einmal einem Aggressor die Stirn bieten, was sicher nicht jedermanns Sache sei. Stattdessen könnten Zeugen einem Opfer lautstark ihre Solidarität bekunden oder etwas anderes sagen, so dass ein Aggressor wisse, dass das, was er tue, nicht ohne Widerspruch bleibe. "Man muss den inneren Entschluss fassen, nicht gleichgültig zu sein."
Zivilcourage-Projekt in Arbeit
Nach den antisemitischen Anfeindungen gegen ihn hatten Juden und Katholiken Brukner zufolge Planungen für ein Projekt zur Stärkung von Zivilcourage auf den Weg gebracht. Noch stünden die Initiatoren am Anfang. Brukner ist seit September 2018 Rabbiner der orthodoxen Synagogen-Gemeinde in Köln.
Neben Zivilcourage setzt der Rabbiner auch auf den Einfluss von Bildung, um gegen Antisemitismus vorzugehen: "Die Lehrer müssen sensibilisiert werden", sagte er am Mittwoch. Sie müssten ein entsprechendes Bewusstsein entwickeln.
"Schuldgefühle nicht immer konstruktiv"
Die Erinnerung an die Schoah müsse hochgehalten werden, so Brukner. "Wir haben eine Kultur der Erinnerung." Damit solche Verbrechen nicht wieder geschehen, müsse darüber geredet werden. Zugleich sagte der Rabbiner, dass man "nicht immer" mit Schuldgefühlen wegen des Holocaust umhergehen müsse. "Das ist nicht konstruktiv." Vergessen werden dürfe die Vernichtung der Juden allerdings nicht.