Libanese schenkt ersteigerte NS-Devotionalien israelischer Stiftung

In gute Hände

Die Versteigerung von Nazi-Devotionalien durch ein Münchener Auktionshaus hat ein Ende gefunden: Ein libanesicher Geschäftsmann hat die Nazi-Andenken ersteigert und will sie einer Stiftung in Israel übergeben. Die Versteigerung hatte für Empörung gesorgt.

Ein silberner Geschenkrahmen mit einem Porträt Adolf Hitlers / © Matthias Balk (KNA)
Ein silberner Geschenkrahmen mit einem Porträt Adolf Hitlers / © Matthias Balk ( KNA )

Die European Jewish Organisation (EJA) hat dem libanesischen Geschäftsmann Abdallah Chatila für den Aufkauf von NS-Devotionalien bei einer Münchner Auktion gedankt. Der Geschäftsmann habe in der vergangenen Woche für insgesamt 600.000 Euro verschiedene Nazi-Andenken, darunter einen Zylinder von Adolf Hitler, ersteigert, teilte die EJA am Sonntagabend mit. Das Ziel Chatilas sei gewesen, diese Devotionalien aus dem Verkehr zu ziehen. Er wolle sie einer Stiftung in Israel zur Verwahrung übergeben.

EJA-Vorstand Menachem Margolin erklärte, Chatila habe der ganzen Welt ein nachahmenswertes Beispiel geliefert, als er sich in den "makaberen und widerlichen Handel von Nazi-Devotionalien" eingemischt habe. Die EJA habe den Geschäftsmann für Ende Januar nach Auschwitz eingeladen, dort soll ihm während einer Delegationsreise von rund 100 EU-Parlamentariern eine Auszeichnung für seinen großen "Akt der Güte" den Hunderten jüdischen Gemeinden Europas gegenüber verliehen werden.

Kritik an Versteigerung

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, hatte die Versteigerung im Vorfeld als "makaber" und "fragwürdig" krisiert. "Wenn man diese Gegenstände verkauft, geht man das Risiko ein, dass sie in rechtsextremen Händen landen", erklärte Knobloch gegenüber DOMRADIO.DE. "Ich bin absolut entsetzt und verstehe nicht, dass es keine rechtlichen Möglichkeiten gibt, so etwas zu unterbinden."

"Auch wenn die Käufer unterschreiben müssen, dass sie mit diesem Objekt keine Propaganda betreiben, dann stellt sich mir die Frage: Wer überprüft das und kann das überprüfen", so Knobloch weiter. Es gebe sowohl "Keller-Nazis" als auch junge Extremisten, die über die Gegenstände begeistert seien und sie präsentierten. Kritik übte sie dabei auch am Veranstalter: "Mit solchen Gegenständen macht man keine Geschäfte, sondern solche Gegenstände vernichtet man."

Auch der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hatte die Versteigerung scharf kritisiert. Es sei für ihn "ein Skandal", sagte Neymeyr am Donnerstagabend beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt. Der Verkauf der Kopfbedeckung, die Hitler nur ein einziges Mal trug, beweise zweierlei, so der Bischof: "Das Schicksal der Juden berührt hier niemanden mehr, und der Nationalsozialismus ist wieder gesellschaftsfähig."

Rote Linie überschritten

Zuvor rügte auch der Antisemitismus-Beauftrage der Bundesregierung, Felix Klein, die Versteigerung: "Hier werden die Verbrechen der Nazis verharmlost. Es wird so getan, als ob mit ganz normalen historischen Kunstgegenständen gehandelt würde", sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Versteigerungen wie diese bereiten den Boden für Äußerungen, die den Holocaust relativieren. Hier wird wieder einmal eine Rote Linie überschritten", so Klein.

Klein forderte: "Der Verfassungsschutz sollte solche Auktionen beobachten." Der Geheimdienst müsse wissen, wer solche Gegenstände kaufe und wo sie hingingen. "Es besteht die Gefahr, dass Nazi-Devotionalien zu Kult-Gegenständen werden. Daraus könnten schnell Wallfahrtsorte für Neonazis werden." Man könne derlei Versteigerungen zwar rechtlich nicht verbieten. "Aber sie sollten gesellschaftlich geächtet werden", forderte der Antisemitismus-Beauftragte.


Versteigerung von Nazi-Devotionalien / © Matthias Balk (dpa)
Versteigerung von Nazi-Devotionalien / © Matthias Balk ( dpa )

Charlotte Knobloch  / © Charlotte Knobloch (dpa)
Charlotte Knobloch / © Charlotte Knobloch ( dpa )

Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt / © Harald Oppitz (KNA)
Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd , KNA , DR