Die katholische City-Kirche in Mönchengladbach hat Blasphemie-Vorwürfe gegen ein kreuzförmiges Kunstwerk in einem Pfarrbüro zurückgewiesen. Es sei nie seine Absicht gewesen, gläubige Menschen mit dem Kunstwerk vor den Kopf zu stoßen, sagte der zuständige Pfarrer Christoph Simonsen am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das von dem Künstler Axel Vater geschaffene Werk zeigt einen an einem Kreuz fixierten Tierkadaver, der ein Lamm darstellen soll und mit blutgetränkten Mullbinden verhüllt ist.
Kunstwerk lade zur Diskussion und zum Nachdenken ein
Simonsen, der seit Mai als Seelsorger in der City-Kirche tätig ist, sieht in dem Kunstwerk eine Aufforderung, sich mit der Bedeutung des Kreuzes auseinanderzusetzen. Heutzutage dienten Kreuze oft als "ästhetische Schmuckstücke", deren religiöse Bedeutung oft vergessen werde.
"Das Kreuz hängt seit 22 Jahren in meinen jeweiligen Büros", sagte der 63-jährige Theologe. Das Kunstwerk lade zur Diskussion und zum Nachdenken ein. Zudem sei es für die Besucher der City-Kirche unter normalen Umständen nicht zu sehen, da es in einem Nebenraum des Kirchenschiffes hänge. Es störe deshalb auch nicht die Gottesdienste.
Online-Petition gegen "Gräuel an heiliger Stätte"
Gegen das Kreuz als Kunstwerk hatten einige Gläubige mobil gemacht, an das Bistum Aachen geschrieben und im Internet eine Online-Petition gestartet. Dort wurde die Arbeit als "kopfloser Tierkadaver" mit "vier entstellten Gliedmaßen" bezeichnet und der Aachener Bischof Helmut Dieser darum gebeten, dieses "Gräuel an heiliger Stätte" nicht als Kunst anzuerkennen, sondern aus der Kirche zu entfernen. Mehr als 700 Unterzeichner fand die Petition.
Nachdem Pfarrer Simonsen in den Medien erklärt hatte, dass es sich bei dem Körper auf dem Kreuz nicht um ein Schwein, sondern um das Lamm Gottes handle, wurde die Petition zurückgezogen.
Als Reaktion auf die Debatte befasst sich mittlerweile auch die Kunstkommission des Bistums Aachen mit der Sache. Vertreter des Gremiums informierten sich bereits vor Ort über das Kunstwerk, das offenbar von der Arbeit Joseph Beuys' inspiriert ist. Anfang kommenden Jahres solle die Kommission dazu tagen, erklärte Bistumssprecher Stefan Wieland. Das Gremium werde eine Einschätzung und Bewertung abgeben.
"Darstellung eines gekreuzigten Gottes ist auch Provokation"
Im Grundsatz gibt die Diözese Pfarrer Simonsen aber Rückendeckung. Das Kunstwerk ermögliche den "Austausch über das zentrale Zeichen des christlichen Glaubens - das Kreuz", betonte Wieland. Kunst könne "neue Perspektiven eröffnen, indem sie festgelegte Wahrnehmungen stört. Und Kunst kann als Eingriff in Gewohntes zur Auseinandersetzung mit dem Glauben dienen", sagte der Bistumssprecher.
Sicherlich sei die Kreuzesdarstellung eine Provokation. Allerdings sei auch "die Darstellung eines gekreuzigten Gottes eine Provokation für uns Menschen, deren Bedeutung wir uns immer wieder neu vor Augen führen müssen", erklärte der Sprecher. Die Kreuzesdarstellung interpretiere in künstlerischer Freiheit die in der Kirche tradierte Identifizierung Jesu mit dem Lamm, das alttestamentlich als Opfertier bekannt sei.