Gute Gründe für weniger Feuerwerk und mehr Spenden

Chinakohl statt Chinakracher

Alle Jahre wieder und doch in diesem Jahr in Anbetracht höherer Sensibiliät für Klimafragen wichtiger denn je: Die Aktion "Brot statt Böller" ermuntert zum Verzicht von privatem Feuerwerk - aus guten Gründen.

Silvester ohne Feuerwerk? Für viele undenkbar. / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Silvester ohne Feuerwerk? Für viele undenkbar. / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

DOMRADIO.DE: Warum sollten wir auf Böller und Raketen verzichten? 

Renate Vacker (Brot für die Welt): Wir laden dazu ein, weil es viele Gründe gibt, darauf zu verzichten: die Feinstaubbelastung, die Verletzungsgefahr, die Panik, die Tiere oft bekommen, wenn sie durch diese Knallerei aufgeschreckt werden. Und auch, weil Riesensummen dafür jedes Jahr in die Luft gehen. 

DOMRADIO.DE: Aktuell spricht man von 50 Euro pro Person. 

Vacker: Das ist eine große Menge, ja, über 130 Millionen Euro jedes Jahr.  

DOMRADIO.DE: Erste Supermarkt- und Baumarktketten wollen keine Böller mehr verkaufen. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung? 

Vacker: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenn große Handelsketten auch Signale setzen und sagen: Wir wollen ja nicht mehr mitmachen. 

DOMRADIO.DE: In anderen Ländern darf an Silvester gar nicht privat geballert werden. Für die Menschen in Paris ist das zum Beispiel ganz normal. Glauben Sie, es sind Verbote nötig? 

Vacker: Wir würden eher zunächst einmal auf die freiwillige Variante und die Vernunft setzen. Wenn das überhaupt nichts bringt, dann muss man natürlich über gesetzliche Schritte nachdenken. 

DOMRADIO.DE: Wie überzeugen Sie die Leute? 

Vacker: Wir versuchen, aufzuzeigen, wie flüchtig doch Feuerwerk und Böllerei an einem einzigen Tag sind und welche belastenden Nebenwirkungen das mit sich bringt. Denken Sie nur einmal an den Müll. Wir zeigen auf, was man stattdessen mit dem Geld machen könnte. Wir laden einfach dazu ein, sich dazu Gedanken zu machen und dann zu überlegen, ob man nicht einen Teil des Geldes oder auch das gesamte Geld, was man für Feuerwerk ausgeben möchte, dann doch guten Zwecken zugute kommen lässt. 

DOMRADIO.DE: Wenn man nun das Geld zum Beispiel für Brot für die Welt spenden würde? Wo würde das hingehen?

Vacker: Wir haben viele Projekte. Profitieren würde zum Beispiel ein landwirtschaftliches Projekt in Tansania. Wir haben dort Schulungen veranstaltet mit den Kleinbauern und können zum Beispiel mit 75 Euro 100 Packungen Saatgut für Chinakohl beschaffen und zur Verfügung stellen. Wir können mit 110 Euro helfen, zehn kleine Getreidespeicher zu bauen, das sind Speicher, die den Bauern helfen, ihre Ernte vor Feuchtigkeit und vor Ratten zu schützen, die das sonst auffressen.

Das Interview führte Martin Mölder.


Renate Vacker von Brot für die Welt (Brot für die Welt)
Quelle:
DR