Ruhrbischof zum Erbe des Widerstandskämpfers Nikolaus Groß

"Wir erreichen Menschen überall da, wo wir glaubwürdig sind"

Zum 75. Todestag von Nikolaus Groß an diesem Sonntag hat Bischof Franz-Josef Overbeck eine Gedenkmesse in Köln gefeiert. Den Ruhrbischof fasziniert vor allem die Standfestigkeit des Märtyrers, der bis heute ein Vorbild sei. 

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Lars Berg (KNA)
Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Lars Berg ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet Ihnen Nikolaus Groß? 

Franz-Josef Overbeck (Bischof von Essen): Für mich und die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ist er ein bedeutender Glaubenskrieger, zum einen weil er aus unserem Bistum kommt und den Märtyrertod für seine Überzeugungen erlitten hat - auch wenn er nicht ganz so populär ist aufgrund der Heftigkeit seines Zeugnisses - und weil er ja auch in Köln gelebt hat.

Wir haben deswegen auch eine eigene Kapelle für ihn in unserem Essener Dom errichtet und mit der KAB und vielen anderen gedenken wir seiner - nicht nur am 23. Januar.

DOMRADIO.DE: Was bewundern Sie an ihm?

Overbeck: Es ist die Festigkeit seiner Überzeugungen und auch die Sensibilität seines Glaubens, mit der er dann, als das Todesurteil gefällt war, dieses Schicksal auf sich genommen hat.

DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie es: Wo lebt Nikolaus Groß bis heute weiter?

Overbeck: Ich glaube, er lebt überall da weiter, wo es gelingt, seiner in Liturgie und im Gottesdienst zu gedenken, zum Beispiel in Pfarreien in Mühlheim, in Essen und natürlich in allen Zusammenhängen mit der KAB.

DOMRADIO.DE: Das Gedenken an Nikolaus Groß, gerade in der aktuellen Zeit, wie wichtig ist das?

Overbeck: Er und auch all die anderen Gefährten, die mit ihm hingerichtet wurden, die auch Zeuginnen und Zeugen waren - denken wir nur an Edith Stein auf der einen Seite, aber denken wir auch an Dietrich Bonhoeffer auf der anderen Seite - zeigen, dass es eine Weite der Ökumene im besten Sinn des Wortes gibt, die all' diese verbindet, die um ihres Gewissens willen im Glauben stark gesagt haben: Wir stehen für Gott ein, um der Menschen willen.

DOMRADIO.DE: Gerade in der aktuellen Zeit sind die Werte, für die Nikolaus Groß einstand, wieder sehr gefragt - Stichwort AfD, Verrohung der Gesellschaft. Inwiefern kann der Glaube in solchen Zeiten helfen?

Overbeck: Der Glaube selbst hat die Kraft, das Gewissen zu prägen, das heißt für die Würde des Menschen und seine Freiheit einzustehen - gegen jede Form von merkwürdig verformten Populismen. Und zweitens hat der Glaube auch eine Kraft, immer wieder von vorne anzufangen und sich nicht entmutigen zu lassen. Dafür stehen diese Zeugen des Glaubens.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass die Kirche jene Menschen, die für diese Verrohung in der Gesellschaft verantwortlich sind - zum Beispiel, indem sie Hate Speech im Netz betreiben - noch erreichen kann?

Overbeck: Ich glaube, wir erreichen Menschen überall da, wo wir glaubwürdig sind. Davon bin ich überzeugt. Diese Möglichkeit können wir bei allen Menschen haben. Darum lasse ich mich nicht davon abbringen, mit allen in Kontakt zu treten, aber auch deutlich zu machen, um was es geht und Flagge zu zeigen. 

Das Gespräch führte Tobias Al Shomer. 


Nikolaus Groß / © N.N. (KNA)
Nikolaus Groß / © N.N. ( KNA )
Quelle:
DR