Finanzplanung des Erzbistums Köln

Was passiert mit der Kirchensteuer?

Der Wirtschaftsplan des Erzbistum Kölns beziffert seine Aufwendungen auf rund 914 Millionen Euro für 2020. Täglich werden Millionen Euro für Einrichtungen, Projekte in Seelsorge, Bildung und Caritas ausgegeben. Alles aus Steuermitteln?

Was macht die Kirche mit den Kirchensteuern? / © Grzegorz Zdziarski (shutterstock)
Was macht die Kirche mit den Kirchensteuern? / © Grzegorz Zdziarski ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie viel nimmt das Erzbistum durch die Kirchensteuer 2020 voraussichtlich ein?

Gordon Sobbeck (Finanzdirektor des Erzbistums Köln​): Wir haben einen verabschiedeten Wirtschaftsplan, der eine Kirchensteuer in Höhe von insgesamt 685 Millionen Euro ausweist.

DOMRADIO.DE: Wie ist das Verfahren im Bereich der Planung? Wie werden die Mittel verwendet?

Sobbeck: Das Verfahren zur Planung und Verwendung von Kirchensteuern steht unter den Prämissen von Transparenz, Mitsprache und Verantwortung. Eine große Bedeutung hat der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat. Als Beratungs- und Entscheidungsgremium für Finanzfragen stellt der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat die breite Mitwirkung von Katholiken aus den Kirchengemeinden an den wirtschaftlichen Angelegenheiten des Erzbistums sicher. Denn 21 der 27 Mitglieder werden von Delegierten aus den Kirchengemeinden des Erzbistums gewählt.

Dort kommen fachliche und persönliche Kompetenzen zusammen, um die Kirchensteuereinnahmen auch sachgerecht zu planen, zu bewirtschaften und letztendlich auch Rechenschaft abzulegen.

Dieser Kirchensteuerrat beschließt einerseits über die Planung. Er nimmt aber auch die Rechenschaft in Form eines Jahresabschlusses ab. Darüber hinaus sind dem Vermögensrat, der aus Mitgliedern des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates gebildet wird, wichtige Entscheidungskompetenzen übertragen. Dazu gehört zum Beispiel die Entscheidung über Zuschüsse zu Bau- und Sanierungsmaßnahmen der Kirchengemeinden.

DOMRADIO.DE: "Was passiert mit meinen Kirchensteuern?" Das fragen sich viele. Welchen Schwerpunkt legt das Erzbistum Köln?

Sobbeck: Wir haben einen ganz klaren Schwerpunkt, der heißt Seelsorge. Wir unterteilen die Seelsorge in die regionale und die zielgruppenspezifische Seelsorge. In die Seelsorge fließt in etwa die Hälfte der Kirchensteuereinnahmen. Darüber hinaus hat das Erzbistum im Bildungsbereich einen deutlichen Schwerpunkt: 75 Millionen Euro fließen in die Finanzierung von 33 Schulen mit rund 23.000 Schülerinnen und Schülern, das vielfältige Angebot des Bildungswerks mit 20 Einrichtungen sowie die Tagungshäuser.

DOMRADIO.DE: Haben sich in den vergangenen Jahren die Schwerpunkte verschoben?

Sobbeck: In den vergangenen Jahren sind die Schwerpunkte nicht wesentlich verändert worden. Aber das ist ein Anknüpfungspunkt für die Zukunft. Wir wissen durch die demographische Entwicklung, aber auch durch die kirchenspezifischen Effekte wie Austrittsverhalten und Taufquote, dass sich das Kirchensteueraufkommen verändern wird. Die zur Verfügung stehenden Mittel werden geringer. Darum müssen künftig Schwerpunkte und Prioritäten festgelegt werden.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie müssen es auffangen, wenn die Einnahmen zurückgehen. Was haben Sie dafür Ideen?

Sobbeck: Die wesentliche Idee ist erst mal eine inhaltliche Vergewisserung und Profilierung durch den Pastoralen Zukunftsweg (Von Kardinal Woelki initiierter Dialogprozess im Erzbistum Köln, Anm. d. Red.). Dieser Pastorale Zukunftsweg soll die Frage beantworten, wie die Kirche von morgen aussieht. Welche Rolle wollen wir in dieser Gesellschaft haben? Diese Fragen und diese Antworten darauf werden zu Veränderungen, aber auch zu Schwerpunktsetzungen führen. Das ist ein erster Schritt, dass wir unsere vorhandenen Mittel prioritär da einsetzen, wo wir Wirkung erzielen wollen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass all die Ressourcen, unsere Strukturen und auch die Organisation effizient und nachhaltig aufgestellt sein müssen. Da tritt auch der Pastorale Zukunftsweg an. Er hat auch einen Baustein, diese Themen für eine dauerhafte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in den Blick zu nehmen. Das können sehr konkrete Fragestellungen sein, wie beispielsweise Trägerstrukturen im Bereich der Kindertagestätten oder die Frage von Professionalisierung von Dienstleistungen für die Gemeinden im Erzbistum bis hin zu Fragen des Umgangs und der Strategien für die Immobilien des Erzbistums und der Gemeinden.

DOMRADIO.DE: Da haben Sie eine Menge Arbeit vor sich, weil sich eben auch einiges verändern wird.

Sobbeck: Die Kirche wird sich verändern - erst einmal inhaltlich – um damit auch die Frage zu beantworten, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen will. Aber zu den inhaltlichen Fragen, wie sich Kirche künftig entwickeln soll, kommen Veränderungen der wirtschaftlichen Grundlagen hinzu. Wir werden uns in manchen Aufgaben auch kleiner setzen müssen, um in anderen Bereichen Akzente setzten zu können. Und das bedeutet, dass wir künftig noch mehr über Priorisierung und Schwerpunktsetzung reden werden.

Das Interview führte Carsten Döpp.

 

Quelle:
DR
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