"Das Desinteresse an der Unterdrückung von religiösen Minderheiten, Glaubensabtrünnigen, Frauen und Homosexuellen in der islamischen Welt ist erschütternd", sagte der Berliner Wissenschaftler dem "Tagesspiegel" (Montag). Es gebe "eine starke Tendenz in der Politik und in den Medien, die Bedeutung von Religion für diese Probleme zu leugnen".
Reformorientierte Muslime unterstützen
Am Montag erschien Koopmans' neues Buch "Das verfallene Haus des Islam. Die religiösen Ursachen von Unfreiheit, Stagnation und Gewalt".
Zwar gebe es "den Islam" nicht, doch die genannten Probleme hätten auch eine religiöse Dimension, erläuterte der Forscher weiter. Daher sei es wichtig, reformorientierte Muslime in Deutschland und in islamischen Ländern zu unterstützen. "Diese liberalen Kräfte haben viel mehr Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit verdient." Sie hätten es bislang nicht leicht, da sie auch in Deutschland von den großen etablierten islamischen Verbänden bekämpft würden.
"Ich kritisiere nicht den Islam als Weltreligion"
Er sei "nicht islamfeindlich, sondern islamkritisch", sagte Koopmans. "Ich kritisiere nicht den Islam als Weltreligion. Ich kritisiere den Aufstieg des Fundamentalismus in der islamischen Welt in den vergangenen 40 Jahren."
1979 sei mit der islamischen Revolution im Iran, dem Angriff auf die große Moschee in Mekka und dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan ein entscheidendes Jahr für die Verbreitung des islamischen Fundamentalismus gewesen. Dieser sei "die Ursache dafür, dass die islamischen Länder immer tiefer in die Krise geraten sind".