Kölner Dom trauert als Karnevals-Motivwagen um die Opfer von Hanau

"Das gehört alles zum Leben dazu"

Der Karneval erreicht seinen Höhepunkt an diesem Rosenmontag. ​In Köln trägt ein Motivwagen einen weinenden Kölner Dom und ein großes rotes Herz: "Uns Hätz schleiht för Hanau". Das Festkomitee des Kölner Karnevals erklärt die Gründe für den besonderen Motivwagen.

Karnevals-Motivwagen mit trauerndem Dom und Hätz für Hanau / © Michael Kramp (Festkomitee Kölner Karneval)

DOMRADIO.DE: Der Wagen ist jetzt noch spontan dazugekommen, was soll er bedeuten?

Michael Kramp (Vorstandsmitglied Festkomitee Kölner Karneval): Ja, wir sehen genau das, worum es den Kölnern auch geht. Es geht um Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Hanau und natürlich mit den Opfern. Wir denken daran. Wie könnte man das als Kölner besser darstellen als mit einem Dom, der eine Träne im Auge hat? Der Dom hat einen Herz in der Hand. "Et Hätz schleiht im Veedel", das ist ja das Motto in dieser Session. Und in diesem Fall schleiht et Hätz für Hanau.

DOMRADIO.DE: Der Rosenmontagszug braucht ja monatelange Vorbereitungen. Das Attentat ist am Mittwochabend passiert. Wann ist die Entscheidung gefallen, dazu etwas zu machen und zu bauen. Das geht ja nicht von heute auf morgen.

Kramp: Der Wagen wird ganz vorne weggehen. Als allererster Wagen, es ist jetzt auch kein Wagen von dem Kamelle geschmissen wird. Es ist zu Beginn des Zuges genau der richtige Moment für einen Moment der Besinnung ist. Er ist relativ klein, von der Technik her war das jetzt nicht so aufwendig zu bauen. Aber die Entscheidung fiel auch schon am Donnerstag, die Wagenbauer sind da geübt die letzten Wochen und Monate, sie haben mit mehreren Leuten Hand angelegt. Dann wurde dieser Wagen in den letzten Tagen gestaltet.

Es gibt ja auch viel Diskussion. Nachdem das passiert ist, kann man jetzt noch mit gutem Gewissen ausgelassen Karneval feiern, sollte man das nicht lieber absagen? Wie stehen Sie dazu?

DOMRADIO.DE: Absagen wird man es aus unserer Sicht auf keinen Fall. Wir sollten uns das Feiern nicht verbieten und vermiesen lassen von solchen Leuten.

Kramp: Im Karneval, als Kölner weiß man das, da liegen oft die überschäumende Freude und auch besinnliche Momente, vielleicht in einem Altenheim oder vielleicht wenn jemand mit der Mundharmonika spielt, sehr eng zusammen. Das gehört alles zum Leben dazu und insofern sind das zwei Seiten einer Medaille. Wir verdrängen da nichts, wir vergessen auch die Opfer nicht. Wir finden, das auch ein Zeichen für das Leben gesetzt werden muss. Das könnte schöner nicht sein als es im Rosenmontagszug dargestellt wird. 

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


"Uns Hätz schleiht för Hanau" (DR)
"Uns Hätz schleiht för Hanau" / ( DR )
Quelle:
KNA
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