Nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx ist es höchste Zeit, den Fortschritt nicht nur am wirtschaftlichen Wachstum und an technischen Errungenschaften zu messen. Vielmehr gehe es darum, "dass wir nachhaltige Schritte gehen, um möglichst vielen, ja allen Menschen, ein Leben in Würde zu ermöglichen", schreibt der Erzbischof von München und Freising in seinem Fasten-Hirtenbrief.
Die österliche Bußzeit könne den Blick weiten für die Schwachen und Bedrohten. Denn die Zerstörung der Erde und der Lebensgrundlagen für kommende Generationen treffe in besonderer Weise schon jetzt die Armen. Zugleich erinnert Marx hat an die vor fünf Jahren erschienene päpstliche Enzyklika "Laudato si". Er rief dazu auf, in der Fastenzeit den Wert der Schöpfung vor dem Hintergrund dieses Schreibens zu betrachten.
Es gehe hier nämlich nicht um einen ökologischen Maßnahmenkatalog, sondern um eine neue, ganzheitliche Sicht auf das Leben. Diese ermutige dazu, "unser Leben zu verändern". Franziskus sei es "nicht nur um das Klima" gegangen, sondern darum, "die eine Menschheitsfamilie in den Blick zu nehmen", die gemeinsam Verantwortung für ihren Planeten trage, notiert Marx. In dieser Zeit, "in der Nationalismus und Eigeninteressen scheinbar wieder die Oberhand gewinnen", müsse in Erinnerung gerufen werden, "dass wir als Menschen zusammengehören und jeder Mensch - ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß, arm oder reich, krank oder gesund - Kind Gottes ist".
Der Papst betone auch, "dass wir Menschen mit der ganzen Schöpfung verbunden sind", schreibt der Kardinal. Alle Bemühungen, den Klimawandel zu stoppen oder zu verlangsamen, seien nicht allein eine politische Aufgabe. Dazu komme auch ein religiöser Impuls und eine moralische Verantwortung. Das jüngst veröffentlichte nachsynodale Schreiben "Querida Amazonia" bezeichnet Marx als eine Vertiefung von "Laudato si". Es mache deutlich, "dass wir als Kirche ganz verwurzelt sind mit den konkreten Herausforderungen vor Ort, dass unser Blick aber immer auch auf das Ganze der Erde, der Menschheitsfamilie, der Lebensperspektiven für alle Menschen gerichtet ist". Der Hirtenbrief wird am Samstag und Sonntag in den Gottesdiensten des Erzbistums verlesen.
Kardinal Woelki: "Freude am Evangelium wiedergewinnen“
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki fasst in seinem Hirtenbrief unter dem Titel "Die Freude am Evangelium wiedergewinnen" einen Leitgedanken aus dem "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" von Papst Franziskus auf. Darin hatte sich der Heilige Vater im vergangenen Juni intensiv mit der Situation der Kirche in Deutschland auseinandergesetzt und die Bedeutung der Evangelisierung als die "eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche" betont.
Kardinal Woelki lädt die Gläubigen des Erzbistums Köln dazu ein, sich die Zielsetzung des Papstes auch im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges ganz konkret zu Herzen zu nehmen: "Evangelisierung als unser gemeinsames Herzensanliegen! Als unsere Zukunftsinvestition für einen wieder mehr ansteckenden Glauben in einer Zeit umfassender Veränderungen in Kirche und Gesellschaft." Der Fastenhirtenbrief wird am ersten Fastensonntag in allen Heiligen Messen einschließlich der Vorabendmessen verlesen und ist auch als Video verfügbar. Die Video-Fassung bietet den Gemeinden erstmalig zusätzlich zur gedruckten und verlesenen Version auch die Möglichkeit für eine Ausstrahlung in der Kirche.
"Aus ganzem Herzen" bittet Kardinal Woelki die Gläubigen im Erzbistum Köln darum, sich "dafür in unseren Gemeinden, den Institutionen und an den vielen Orten des kirchlichen Lebens in unserem Bistum" stark zu machen. Weniger Einnahmen und steigende Ausgaben bedeuteten für alle Bereiche spürbar geringere Finanzmittel. Auf längere Sicht könne das Erzbistum auch nicht alle seiner 1.200 Kirchen und Kapellen erhalten, erklärt der Kardinal. Kleiner und älter werdende Gemeinden würden das kirchliche Leben nicht wie bisher fortführen können. Der Erzbischof fordert die Gemeinden auf, "eine breite Willkommenskultur innerhalb und außerhalb unserer Kirchenräume" zu leben. Notwendig sei zudem eine "dienende und ermutigende Leitungskultur auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens". Dazu gehöre auch "die Erprobung von auf Zeit übertragener Verantwortung in Gemeinden an ein Team getaufter und gefirmter Christen".
Passauer Bischof Oster: Zu viele banale Inhalte machen träge
Passaus Bischof Stefan Oster ruft Gläubige dazu auf, ihrer Seele bewusst Gutes zu tun. Oster schrieb in seinem am Sonntag veröffentlichten Hirtenbrief zur Fastenzeit, er wünsche den Menschen, dass sie dazu häufiger auf Banales verzichteten. "Zu viel Medienkonsum oder zu viele banale Inhalte machen träge im Handeln - nicht immer, aber oft." Regelmäßig eine stille Zeit vor einem Kreuz oder einer Ikone zu verbringen, könne dabei helfen, sich vom Wort Gottes berühren zu lassen. Dadurch wiederum könne man lernen, die Not der anderen zu sehen, und diesen dann helfen.
Oster ergänzte, viele Leute nähmen jeden Tag eine Fülle von Nachrichten und Bildern aus dem Internet auf. "Und wir erleben, welche Faszination von den unglaublichen Möglichkeiten des Internets ausgeht. Und zugleich spüren viele von uns auch, dass wir dabei verführbar sind für Ablenkung, für Oberflächlichkeit, für Bequemlichkeit." In der Folge stelle sich manchmal ein Gefühl der inneren Leere ein, wenn man längere Zeit ohne konkretes Ziel durch das Netz gesurft sei. "Das schlechte Gewissen sagt uns: Es hätte auch anders laufen können."
Der Bischof fügte an: "Es gibt ja unter uns Christen die einen, die sagen, wir müssen endlich mehr beten. Und die anderen sagen: Wir müssen uns doch zuerst einmal engagieren als Christen. Wir müssen handeln und nicht immer nur beten." Die Wahrheit liege in der Mitte und Tiefe beider Haltungen. "Gott schaut nämlich auf unser Herz. Und er sieht, dass ein Gebet, das am Ende nur um sich selbst kreist, kein wirkliches Gebet ist. Und er sieht, dass die vermeintlich gute Tat, am Ende gar nicht wirklich gut ist, wenn sie zuerst aus heimlichen egoistischen Interessen geschieht."
Erzbischof Koch ruft zur Fastenzeit zum Maß halten auf
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hat zur Fastenzeit zum Maß halten aufgerufen. "Maßlos sein, erzeugt auch Ungerechtigkeit anderen Menschen gegenüber. Sie können schnell zu unserem Gebrauchsgegenstand werden, den wir für uns ausnutzen", schreibt Koch in seinem Hirtenwort zu vorösterlichen Bußzeit. "Wer maßvoll lebt, gibt Acht auf den anderen, achtet in allen Lebenvollzügen seine eigenen Grenzen und die seines Mitmenschen." "Wer sich von Gott umgeben glaubt und in der Gemeinschaft mit ihm lebt, der braucht sich nicht mit dem Mittelmäßigen dieser Welt zufrieden zu geben, das unserem Leben letztlich keine Erfüllung zu geben vermag", so Koch weiter. "Deshalb sollten wir uns auch verabschieden können von so vielen Verführungen, die uns nicht die Erfüllung des Lebens schenken können."
Jedem Menschen stehe nur eine begrenzte Zeit mit begrenzten Möglichkeiten zur Verfügung, sein Leben zu verwirklichen, erklärt der Erzbischof des Erzbistums Berlin. Deshalb sei es wichtig, dass "jede und jeder für die ihm anvertraute Zeit Maß nimmt, wie sie oder er diese Zeit gestalten will, was wichtig und bedeutsam ist, wofür man mehr Zeit investieren will und wofür weniger. Jeder Mensch kann für seine Zeit Maßstäbe setzen". Weniger sei dabei mehr. "Reduziert und konzentriert zu leben, ist die immer wiederkehrende Aufgabe eines jeden Menschen, der bewusst mit seiner Lebenszeit umgehen will", betont Koch.
Bitten um Unterstützung des Synodalen Wegs
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ermuntert zur Fastenzeit zum Vertrauen auf Mitmenschen und Gott. Aufgaben in Politik und Kirche ließen sich dann besser meistern, schreibt Gerber in seinem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief zur Fastenzeit. Die vergangenen Wochen hätten zahlreiche Herausforderungen gebracht. Gerber nannte die Anschläge in Hanau und Volkmarsen sowie das Coronavirus. Zugleich verwies er auf den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Der Bischof betonte: "Wir können die Zukunft nur bis zu einem bestimmten Grad durch unsere Planungen prägen. Letztlich bleibt immer ein Sprung des Vertrauens."
Auch die Bischöfe Genn und Timmerevers gehen in ihren Hirtenbriefen auf den begonnenen Reformprozess der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, ein. Münsters Bischof Felix Genn bittet die Katholiken seiner Diözese darum, die Reformdebatte der deutschen katholischen Kirche zu unterstützen. Dies könne durch Anregungen auf der Homepage des sogenannten Synodalen Wegs oder durch Gebet geschehen, heißt es im Fastenbrief des Bischofs. Die Kirche in Deutschland und im Bistum Münster sei durch die sexuellen Missbrauchstaten "in einem gewaltigen Umbruch". Die Reformdebatte Synodaler Weg solle helfen, die Problemfelder anzuschauen und Lösungen zu finden.
Genn räumte ein, dass viele die Reformdebatte mit großer Skepsis sehen. Für die einen sei sie nur dann ein Erfolg, wenn "Lösungen rauskommen, die sie sich wünschen". Die anderen hielten den Prozess von vornherein für zum Scheitern verurteilt, weil er Spaltung und keinen Frieden in die Kirche bringe. Der Dialog könne aber gelingen, wenn dem anderen zugehört und das Gesagte aus der Heiligen Schrift heraus gedeutet werde. Zudem komme es darauf an, auf die vom Geist Gottes vermittelte Gabe zur Unterscheidung zu vertrauen. "Wir können dabei wirklich auf die große Quelle zurückgreifen, die uns im Heiligen Geist gegeben worden ist", so der Bischof.
Bischof Timmerevers: Synodaler Weg wird Signalwirkung haben
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers erwartet vom begonnenen Reformdialog Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland eine Signalwirkung. "Ich bin davon überzeugt, dass der Stil der Synodalität für unsere kirchlichen Strukturen und Prozesse von erheblicher Bedeutung sein wird, weit über den Synodalen Weg hinaus", schreibt Timmerevers in einem am Wochenende veröffentlichten Fastenhirtenbrief. "Von ihm wird eine Signalwirkung für unser Miteinander in unserem Bistum wie auch für das Miteinander in unseren Pfarreien, Gemeinschaften und Gruppen ausgehen."
"Wir erleben, dass sich die Relationen des Glaubens in Westeuropa verändern und wir neu Ausschau halten müssen, Gott zu suchen und zu finden", so Timmerevers weiter. In den Beratungen zum Synodalen Weg gebe es ein breites "Spektrum der Meinungen, Positionen und Überzeugungen". Was jedoch alle in ihrem Ringen eine, "ist der Glaube an Jesus Christus, die Liebe zur Kirche und die Hoffnung, überzeugend in unsere Gesellschaft hinein evangelisierend zu wirken".
Erzbischof Schick ruft zum Einsatz gegen Rassismus auf
Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick hat die Christen zum entschiedenen Einsatz gegen alle Formen von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. Dies gelte für das direkte Gespräch ebenso wie im öffentlichen Leben und in den sozialen Netzwerken, schrieb Schick in seinem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief zur Fastenzeit. "Jeder von uns kann im Alltag einen Beitrag zum Frieden leisten, indem er Frieden wünscht, Frieden hält, um den Frieden in der ganzen Welt betet und sich für Frieden mit allen seinen Möglichkeiten in der Politik und in der Zivilgesellschaft einsetzt."
Der Hirtenbrief soll in allen Gottesdiensten rund um den ersten Fastensonntag verlesen werden. Schick bezog sich in dem Schreiben auf das Jahresmotto des Erzbistums: "Gnade und Friede sei mit euch". Kirche solle ein Ort und Werkzeug des Friedens sein. "Friede besteht nicht darin, dass wir allen Problemen ausweichen oder sie unter den Teppich kehren. Friede besteht darin, Gerechtigkeit für alle anzustreben und darum zu ringen."
Das bedeute auch, globale Gerechtigkeit anzustreben, etwa auch bei Naturgütern wie Land, Wasser und Bodenschätzen. Dafür seien Dialoge und Diskussionen sowie eine Politik nötig, die nicht populistisch und nationalistisch, sondern international und global denke und handele.
Eichstätter Bischof Hanke wirbt für Bibellektüre und Autofasten
Eichstätts katholischer Bischof Gregor Maria Hanke sieht in der Vorbereitungszeit auf Ostern für Christen eine gute Gelegenheit zur Stärkung der Glaubenskraft. "Vielleicht ist mein Glaubensleben mittlerweile oberflächlich geworden, die Glut, die einst in mir brannte, ist abgekühlt", schreibt Hanke in seinem am Wochenende veröffentlichten Hirtenwort zur Fastenzeit. In dieser Situation könne ein Blick auf "die österlichen Begegnungen des Herrn mit den Seinen" in der Bibel nicht schaden.
Hanke erklärt: "Nach dem Karfreitag rechnete wohl keiner aus dem Jüngerkreis mehr mit dem Herrn. In dieser Stimmung der Resignation zeigt sich der Auferstandene in Situationen und Lebenslagen seiner Jüngerinnen und Jünger, wie wir sie in unserem Leben gleichfalls vorfinden: in Angst, in Trauer, im Alltag der Arbeitswelt, im Zustand der Enttäuschung." Gläubige hätten durch Taufe und Firmung bereits Anteil am Leben des Auferstandenen. "Ich darf darauf setzen, dass er gegenwärtig ist in meinem Leben und immer schon unterwegs ist zu mir. Er hat mich im Blick, ehe ich ihn entdecke", so Hanke.
Der Bischof fügt an: "Gerade auch in der eucharistischen Anbetung und in den Begegnungen mit dem Nächsten schaut er mich an. Auf diese Weise kann meine Liebe wachsen." Die Osterbotschaft sei also auch eine Einladung in die Gemeinschaft, schreibt Hanke weiter. "Sie ist Einladung zur Anteilnahme aneinander, zur Sorge füreinander und zur Solidarität untereinander. Dazu gehört auch das gegenseitige Ertragen."
Zum Thema Fasten erklärt Hanke: "Verzicht muss sich nicht allein auf Nahrung und Genussmittel beschränken." Zu einem solidarischen christlichen Lebensstil der Bescheidenheit und des Maßhaltens gehöre der achtsame Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung. "Eine Art des sinnvollen Verzichts kann daher zum Beispiel das Autofasten sein, zu dem verschiedene Initiativen aufrufen. Verzichten und solidarisches Teilen schenken uns eine innere Freiheit und Offenheit, in die der auferstandene Herr eintreten kann."
Bischof Dieser mahnt Verständigung im Braunkohle-Konflikt an
Aachens Bischof Helmut Dieser mahnt zu einer Verständigung im Braunkohle-Konflikt. Er habe den Eindruck, dass mittlerweile "Alle gegen Alle" stehen, beklagte der Bischof in seinem am Sonntag veröffentlichten Fastenhirtenbrief; "die Umsiedler gegen die Dorfretter, die Unternehmer und die Arbeitnehmenden gegen die Umweltaktivisten, die Kirchengemeinden, die ihre Immobilien für Wert entäußern, gegen die Idealisten, die ihnen Verrat vorwerfen, schließlich die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten gegen die politisch Verantwortlichen, die Kompromisse und neue Beschlusslagen hervorbringen".
"Stress, Aggressivität, Empörung und Erschöpfung erfassen alle Beteiligten", betont Dieser. "Die Einen wollen endlich in Ruhe gelassen werden, die Anderen wollen immer unerbittlicher ihre Lösung jetzt durchsetzen." Die Kirche wolle dabei helfen, geduldig einander zuzuhören und danach zu fragen, was über den eigenen Vorteil hinaus dem Anderen zugute komme. Dazu gehöre, die Gegensätzlichkeiten auszuhalten und der Versuchung zu widerstehen, nur in der eigenen Idee die Lösung für alle zu sehen.
Dieser lädt in dem Fastenhirtenbrief zu einer Prozession am Freitag vor Palmsonntag (3. April) in Schophoven im Dürener Braunkohlerevier ein. Von der Kirche Sankt Barbara gehe es um 18.00 Uhr zum Aussichtspunkt am Rande des Tagebaus Inden. "Wir wollen es wagen, im gemeinsamen Gebet die aufeinandertreffenden Auffassungen vor Gott zu bringen und mit seiner Hilfe nach dem Gemeinwohl zu fragen", so Dieser.