In Peru werde es sehr positiv aufgenommen, dass sich der Papst "klar hinter die Ureinwohner" stelle und für die Bewahrung der Schöpfung eintrete, schreibt Nann in einem Beitrag für die Zeitschrift "basis", die von der Schönstatt-Bewegung herausgegeben wird.
Beim Lesen der Reaktionen aus Deutschland "meinte ich im falschen Film zu sitzen", so Nann. "Da schien die Amazonassynode nur aus zwei Punkten bestanden zu haben: Weihe von verheirateten Männern und Diakonenweihe für Frauen." Auch wenn sich die Mehrheit dafür ausgesprochen habe, habe es 118 weitere Punkte gegeben, die der Papst alle bestätigt habe.
Für eigene Bischofssynode zum Zölibat
"Ist hier nicht der alte Eurozentrismus immer noch am Wirken, der die fremden Kulturen am Amazonas immer schon als abergläubig, heidnisch und unterentwickelt versteht?", fragt der Bischof und ergänzt: "Die Amazonasvölker sind nicht unterentwickelt, sondern anders entwickelt."
Nann kritisiert zum einen die "Konservativen", die bejubelt hätten, dass der Zölibat und die reine Lehre verteidigt worden sei. "Dabei wurde der Zölibat selbst nie in Frage gestellt, es wurden nur über Ausnahmen Überlegungen angestellt. Schade, dass der Papst dieses heiße Eisen nicht anfassen wollte. Meiner Meinung nach müsste es dafür eine eigene Bischofssynode geben."
"Der Papst ist nicht feige"
Der Bischof kritisiert auch die "Progressiven", die Franziskus Feigheit und Frauenfeindlichkeit vorgeworfen hätten: "Der Papst ist nicht feige, aber er hält die Zeit für einige Reformen noch nicht gekommen. Ich habe da eine andere Meinung, aber diese beiden Reformen sind nicht die wichtigsten im Moment in den Anden und am Amazonas."
Beim Blick auf das moderne Frauenbild dürfe man auch nicht zuviel erwarten von einem 83 Jahre alten Südamerikaner, so Nann weiter: "Natürlich ist der mit einem ganz anderen Frauenbild groß geworden." Da sei die Entwicklung am Amazonas noch nicht so weit, "aber dennoch kann ich Schritte in die richtige Richtung erkennen".
Zum Schluss schreibt der Bischof, er könne versichern, "dass die Kirche am Amazonas keine übersteigerten Erwartungen an den Synodalen Weg in Deutschland hat. Aus Südamerika wünsche ich dem deutschen Weg alles Gute."