Eine Synode über Synodalität: Wird das nicht ein bisschen viel Selbstbespiegelung auf der Meta-Ebene? Kaum hatte der Vatikan am Samstag bekanntgegeben, welches Thema die nächste Bischofssynode haben soll, twitterten einige bereits den Hashtag-Vorschlag #metasynod. Andererseits: Wer Franziskus kennt, weiß, dass Selbstbezogenheit und Abstraktion für ihn nahezu Todsünden sind.
Wenn also der Papst nach einer Vorbereitung von gut zweieinhalb Jahren im Oktober 2022 mit Bischöfen über eine synodale Kirche berät, dann will er "Butter bei die Fische". Und zwar bei drei Aspekten "für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission", so der am Samstag angekündigte Titel des Treffens.
Synodalität ein Kernthema
Synodalität ist für Franziskus ein Kernthema. Das wurde deutlich bei seiner Grundsatzrede zum 50-jährigen Bestehen der Institution Bischofssynode im Oktober 2015. Damals forderte er mehr kollegiale Wege und Strukturen in der Kirche. Dies könne ein Überdenken des Papstprimats beinhalten, was auch ökumenische Relevanz hätte. Es bedeute vor allem aber eine Dezentralisierung der Kirche mit neuen Rollen für Bistümer und Bischofskonferenzen.
Synode ist aber auch eine Stilfrage, wie sich dies bei den letzten Synodentreffen zeigte. Für Wiens Kardinal Christoph Schönborn etwa waren die Jugend- und die Amazonas-Synode die besten, die er erlebt habe. Die Methodik habe sich verbessert, Bischöfe hätten viel intensiver zugehört.
Entwicklung der Bischofssynode
Dafür hatte Franziskus mit der Apostolischen Konstitution "Episcopalis communio" (Die Bischöfliche Gemeinschaft) im Herbst 2018 die Bischofssynode flexibler gemacht. Sowohl bei der Vorbereitung wie bei der Umsetzung sollen Gläubige und externe Experten stärker einbezogen werden. Formen der Anhörung und Beteiligung wie Fragebögen, Fachseminare, Regionaltreffen oder "Vorsynoden" mit Betroffenen sind nun möglich.
Bedeutsam könnte werden, dass die angekündigte Synodenversammlung mit dem 60. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zusammenfällt. Dieses hatte die Rolle der Bischöfe gestärkt und die ganze Kirche wesentlich als pilgerndes Volk Gottes verstanden. Als eine Konsequenz davon schuf Paul VI. 1965 die Institution der Bischofssynode.
Doch nach anfänglichem Schwung geriet das Instrument zur Beratung des Papstes über die Zeit zu einer relativ farblosen Veranstaltung. Als Benedikt XVI. (2005-2013) bei den Treffen plötzlich Raum für Diskussionen schuf, galt dies bereits als Durchbruch. Unter Franziskus wurde nicht nur die inhaltliche Vorbereitung ausgeweitet.
Ein geistlicher Prozess
Auch der Beitrag externer Auditoren und Fachleute wurde gestärkt, entwickelte sich eine teils lebhafte Diskussionskultur. Gleichwohl wird das, was Franziskus mit Synodalität meint, oft missverstanden. Immer wieder warnt der Papst vor dem Missverständnis, es handle sich um ein Parlament, in dem diskutiert und dann per Abstimmung entschieden wird. Synodalität ist für ihn ein geistlicher Prozess: "Die wichtigste Arbeit macht der Heilige Geist." Ihm gelte es sich zu öffnen. Weswegen der Papst seit der Jugendsynode 2018 verfügte, dass jeweils nach fünf Wortbeiträgen drei Minuten Stille seien, um das Gehörte zu reflektieren.
Ziel synodaler Beratungen ist es, Kampfabstimmungen zu vermeiden und bei Entscheidungen möglichst viele Beteiligte mitzunehmen - die Gemeinschaft zu wahren. Aus dem Grund werden besonders kontroverse Fragen - wie zuletzt etwa die von "viri probati" und Diakoninnen - aus der Agenda genommen und aufgeschoben. Bis die Zeit reif ist für eine Entscheidung.
Blick auf den Synodalen Weg
Während nun die Bischofssynode für 2022 im Vatikan vorbereitet wird, darf man gespannt auf den Synodalen Weg schauen, den die Kirche in Deutschland geht. Wenn etwa Teilhabe nicht nur bedeutet, dass sich viele irgendwie äußern, sondern wenn dazu Macht- und Gewaltenteilung gehören, dann wird die Bischofssynode ein kontroverses Thema des Synodalen Weges aufgreifen.
Wiederholt sprach Franziskus von "heilsamer Dezentralisierung", von gegenseitigem Zuhören und Lernen auf allen Ebenen. Wenn also im Herbst 2022 Papst und Bischöfe in Rom über eine synodale Kirche beraten, können andernorts Pfarrgemeinderäte, geistliche Gemeinschaften, Seelsorgeteams, Orden und diözesane Räte überlegen, wie "Gemeinschaft, Teilhabe und Mission" bei ihnen funktionieren können.