Jan Frerichs war als junger Mann Franziskanerbruder, verließ aber nach fünf Jahren den ersten Orden wieder. Heute lebt der Theologe und Autor im dritten Orden der Franziskaner, dem Orden der franziskanischen Weltleute (OFS), als zweifacher Familienvater und - wie er sagt - Stadteremit in Bingen am Rhein.
"Barfuß und wild" heißt die franziskanische Lebensschule, die Jan Frerichs in Bingen-Gaulsheim anbietet. Warum "Barfuß und wild"? Barfuß gehen ist nicht wörtlich gemeint, heißt nicht ohne Schuhe an den Füßen anzureisen. "Barfuß unterwegs sein stellt die Frage: wer bin ich?", sagt Jan Frerichs. "Barfuß heißt, die Schutzhaut wegzulassen, zu erfahren, wer ich ohne sie bin. Mich ganz unmittelbar berühren lassen. Als ganze Person."
Und warum wild? "Wir zivilisierte Menschen haben keinen Kontakt mit der Wildnis mehr", sagt Jan Frerichs, wir werden nicht mehr existentiell berührt von Wind und Wetter: "Es geht bei der Wildnis auch darum eine zivilisatorische Schicht abzutragen. Dann können wir unsere innere Wildnis erkunden, dann können wir innere Konflikte merken." Und wenn wir das merken, dann könnten wir Grenzen überschreiten, wachsen, sagt Frerichs.
"Im Kern", erklärt Jan Frerichs seine franziskanische Lebensschule, "sind es Auszeiten in der Natur." Diese Auszeiten können ein Nachmittag oder vier Tage und vier Nächte am Stück sein, aber "wir gehen immer mit dem Ziel raus, Gott zu finden."
"Es geht nicht um übernatürliche Erfahrungen", erzählt Jan Frerichs, "sondern darum, sich selber kennenzulernen." Moses sei im Dornbusch Gott begegnet - und habe danach seine Aufgabe gekannt. Darum gehe es, "mit der Natur in den Dialog zu gehen und eine Erfahrung machen, die mich ganz berührt und lebendig werden lässt."
Mitte 30 hatte der Theologe Frerichs viel erreicht, nach seinem Volontariat bei DOMRADIO.DE wurde er erfolgreicher Fernsehjournalist, er erhielt eine Festanstellung beim ZDF. Aber Frerichs war nicht glücklich, wusste, dass etwas fehlte, aber nicht was. So ging er erst in die Natur, wollte in die Wüste Sinai, landete wegen der politischen Unruhen im Nahen Osten, dort, wo er auf keinen Fall hin wollte: im Wald. Jan Frerichs stellte sich im Wald seiner tiefen Angst. Danach wusste er, was er tun musste.
Frerichs musste mehr über seinen früh verstorbenen Vater herausfinden. Er reiste nach Brasilien in die Heimat seines Vaters. Fand heraus, dass dieser nicht immer der Diplomat war, als den ihn seine Mutter heiratete. Sondern zuerst Priester. Dann wurde er Familienvater. Und Journalist. "Plötzlich verstand ich, warum ich das alles gemacht hatte", so Frerichs.