Sie riskieren ihr Leben, sind pausenlos im Einsatz. Ärzte und Krankenpfleger sind wahre Helden im Kampf gegen das Coronavirus. So auch in Spanien, das nach den USA am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land der Welt mit fast 170.00 Infizierten und 17.500 Toten. Die Bevölkerung ist dem Gesundheitspersonal zutiefst dankbar. Sie spenden ihnen nicht nur jeden Abend um 20.00 Uhr von den Fenstern und Balkonen Beifall. In den vergangenen Wochen entstanden auch zahlreiche Initiativen, um dem vollkommen überlasteten medizinischen Personal unter die Arme zu greifen.
Restaurants und Sterne-Köche liefern kostenlos Essen in die Kliniken, Kindergärten bieten sich an, die Sprösslinge von Ärzten und Pflegekräften zu betreuen, während sich diese in Doppelschichten um Corona-Kranke kümmern. Nun startete auch der Madrider Vermieter-Verband touristischer Wohnungen eine Solidaritätsinitiative für das Gesundheitspersonal, das wie kaum ein anderer Teil der Gesellschaft einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt ist.
Sorge um Angehörige von medizinischem Personal
Seit Ausbruch der Pandemie infizierten sich fast 25.000 Ärzte, Sanitärer und Krankenschwestern in Spanien aufgrund lange fehlenden Schutzmaterials. Viele befürchten zudem, das Virus an ihre Angehörigen weiterzugeben. "Um ihnen zumindest die Sorge zu nehmen, ihre eigene Familie anzustecken, bieten wir dem Gesundheitspersonal während der Epidemie kostenlos Wohnungen an, wo sie alleine wohnen können", sagt Adolfo Meras, Vorsitzender des Madrider Vermieter-Bunds, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Motto: Airbnb war gestern, helfen ist heute. Aufgrund des Alarmzustands und der Ausgangssperre stehen die Airbnb-Wohnungen in der spanischen Hauptstadt sowieso leer. "Und so können wir zumindest unseren Anteil leisten, im Kampf gegen das Coronavirus zu helfen", so Meras.
So stehen dem Gesundheitspersonal in Madrid fast 200 Wohnungen zur Verfügung. Der 18-jährige Krankenpfleger Juda Sierra ist dankbar für das Angebot. Vergangene Woche ist er in die Wohnung von Eloisa Asenjo eingezogen. Das Airbnb-Appartment befindet sich ganz in der Nähe der Universitätsklinik 12 de Octubre im Süden Madrids, in dem Sierra seit einem Jahr arbeitet. "Ich lebe noch mit meinen Eltern und meiner Oma zusammen. Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit kam, hatte ich Angst, sie anstecken zu können", so der Krankenpfleger.
Auch Hotels bieten kostenfreie Unterkünfte
Auch einige Hotels bieten Medizin- und Pflegepersonal kostenlos Zimmer in der spanischen Hauptstadt an. "Der Vorteil einer eigenen Wohnung ist aber, dass du hier mehr Platz hast, deine Wäsche waschen kannst, eine eigene Küche zum Kochen hast", erklärt Adolfo Meras. In einigen Wohnungen leben auch zwei oder drei Personen aus dem Gesundheitssektor zusammen.
Die Solidaritätsinitiative kommt aber nicht nur Betroffenen aus Madrid zugute. Da die spanische Hauptstadt sich in ein weltweites Epizentrum der Corona-Pandemie verwandelte und hier besonders viele Ärzte und Pfleger im Kampf gegen die Pandemie ausfielen, kam Gesundheitspersonal aus dem ganzen Land hierher, um auszuhelfen. "Ich selber habe meine Mietwohnung zwei Krankenpflegern aus dem südspanischen Cadiz kostenlos zur Verfügung gestellt, solange sie hier in Madrid arbeiten", so Meras.
Dabei sollen aber nicht nur Ärzte und Krankenpfleger profitieren. Auch Polizisten, Pfleger aus Altenheimen oder Soldaten, die sich im Einsatz zur Eindämmung der Pandemie befinden, können den kostenlosen Wohnservice in Anspruch nehmen. Und auch in Barcelona, Sevilla, Valencia, Malaga sowie anderen spanischen Städten folgen Vermieter touristischer Apartments der Idee und stellen dem Gesundheitspersonal kostenlos ihre Wohnungen zur Verfügung. Die Madrider Initiative macht Schule.