Mit dem Auftakt waren die Initiatoren sichtlich zufrieden. Als "positiv und ermutigend" würdigte der Münchner Kardinal Reinhard Marx den "Geist des Miteinanders" auf der ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs Anfang Februar in Frankfurt. Das Treffen, sekundierte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, habe ein "neues Bild von Kirche" gezeigt.
Erschwerte Bedingungen
Seit dem Start des auf zwei Jahre angelegten Dialogs zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland haben sich jedoch einige Veränderungen ergeben, die das Fortkommen auf dem Synodalen Weg ganz offenbar erschweren.
Überraschend verzichtete Marx, einer der entscheidenden und energischsten Wegbereiter, auf eine zweite Amtszeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Sein Nachfolger, der Limburger Bischof Georg Bätzing, soll nun die Richtung weisen. Und muss zugleich versuchen, Kritiker der Initiative, darunter den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, unterwegs nicht zu verlieren.
Dann kam die Corona-Krise. Statt theologische und kirchenpolitische Pflöcke einzuschlagen, ging es plötzlich um ganz handfeste Fragen der Seelsorge: Wie erreicht die Kirche in Zeiten des Kontaktverbots kranke und alte Menschen? Oder: Wie lassen sich Gottesdienste im Internet gestalten? Gleichzeitig geriet der ohnehin eng getaktete Fahrplan des Synodalen Wegs ins Wanken.
Nächste Vollversammlung für September geplant
Die nächste Vollversammlung ist für Anfang September in Frankfurt anberaumt. Bis dahin sollten die Mitglieder sowie hinzugezogene Experten in vier Foren Beschlussvorlagen zu den Schlüsselthemen des Synodalen Wegs erarbeiten: Kirchliche Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Das Problem: Bis zu den im Zuge der Corona-Krise erlassenen Kontaktverboten hatten sich erst zwei der vier Foren zu einer ersten Sitzung getroffen. Verschoben wurden dagegen die Zusammenkünfte zu priesterlicher Lebensform sowie zu Macht und Gewaltenteilung. Am weitesten scheinen die Arbeiten im Frauenforum gediehen zu sein. Dort fand man sich auch schon zu Videokonferenzen zusammen, die allerdings aus Teilnehmerkreisen als eher zäh beschrieben werden.
Corona-Krise erschwert Beratungen
Das alles dürfte dazu führen, dass jene Papiere an Gewicht gewinnen, die bereits im vergangenen Jahr vor dem Start des Synodalen Wegs zu den Schlüsselthemen erarbeitet wurden - wenn denn der Termin für die nächste Vollversammlung beibehalten wird. Aus den Reihen der Synodalen gibt es inzwischen mehrere Vorstöße, das Treffen deutlich nach hinten zu verschieben: Aus Gründen der Corona-Prävention und um mehr Zeit für die Vorbereitung zu haben.
Eine Antwort auf derlei Vorstöße habe es bisher nicht gegeben, heißt es. Kritik an der Kommunikation traf auch Bischof Bätzing und ZdK-Präsident Sternberg, die in einem Rundschreiben vor drei Wochen vorschlugen, bei der nächsten Synodalversammlung auch die Lage nach Corona "und das vielfältig aufgebrochene kirchliche Leben zu bedenken". Für eine knapp dreitägige Versammlung zu viel des Guten, finden manche.
Einheit mit dem Papst suchen
Letztlich soll auch dieser Weg nach Rom führen. Sowohl Konservative wie Reformer betonen immer wieder, die Einheit mit Papst Franziskus zu suchen. Aus dem Vatikan kamen zuletzt freilich unterschiedliche Signale. In seinem Mitte Februar veröffentlichten Schreiben zur Amazonas-Synode lehnte Franziskus Weiheämter für Frauen, etwa als Diakoninnen, vorerst ab. Auch befürwortete er einstweilen keine Lockerung der Zölibatspflicht für Priester.
Anfang April wurde dann bekannt, dass der Papst die Frage des Frauendiakonats erneut prüfen lassen wolle. Die im Frauenforum des Synodalen Wegs vertretenen Bischöfen verstehen darunter dem Vernehmen nach, ein Amt zu schaffen, das vom eigentlich den Männern vorbehaltenen Diakonat abgekoppelt ist. Ein Diakonat zweiter Klasse, sagt eine Teilnehmerin, sei mit den Frauen jedoch nicht zu machen.
Es bleibt ein Dilemma des Synodalen Wegs: Die Erwartungen vor allem unter den Laien sind hoch. Aber schlussendlich werden die Bischöfe bestimmen, wo die Reise hingeht. Sie haben das letzte Wort bei einer möglichen Umsetzung von Beschlüssen. Aber alles andere als einen gemeinsamen Fahrplan.