Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Kirche aufgerufen, sich mehr zu öffnen und sich den Menschen zuzuwenden. Pfingsten sei das Fest, das dazu ermutige und den Weg weise, sagte Bätzing am Pfingstsonntag in seiner Predigt im Limburger Dom. "Draußen vor den Kirchtürmen, mitten in der Stadt und in der Welt ist der eigentlich spannende Ort, um von Gott zu reden und zu Erfahrungen mit Gott einzuladen", sagte der Limburger Bischof.
Wegen der Beschränkungen in der Corona-Krise feierte Bätzing den Gottesdienst im Hohen Dom zu Limburg mit 70 Gläubigen. Die Liturgie wurde live im Internet übertragen. Viele Wochen lang sei das Leben in Deutschland heruntergefahren gewesen, sagte der Bischof laut Predigtmanuskript. Nun wache die Gesellschaft allmählich wieder auf und es gelte eine Balance zwischen Freiheit und Sicherheit zu finden, solange die Gefahr der Pandemie nicht gebannt sei, sagte Bätzing.
Lob vom Bundespräsidenten
Er habe sich in den vergangenen Wochen oft die Frage gestellt, ob Kirche und Religion systemrelevant seien, sagte der Bischof. Es habe ihn gefreut, dass der Bundespräsident die Haltung der Kirchen mit ihren Angeboten öffentlich gelobt habe. Dennoch sei er sehr beunruhigt, wenn ihm Krankenhausseelsorger erzählten, von denen man annehme, sie seien in Corona-Zeiten besonders gefordert, sie würden von der säkularen Welt nicht mehr als relevant wahrgenommen, obwohl sie präsent sein wollten. Diese Erfahrung, nicht relevant zu sein, sei nicht neu und könne sich nun durchaus beschleunigen.
"Die Gottesfrage könnte in der Öffentlichkeit noch mehr verstummen und ins Private abgedrängt werden, die Gottesdienste könnten noch leerer werden, die Plausibilität des christlichen Welt- und Menschenbildes noch heftiger einbrechen", unterstrich der Bischof.
Bätzing verwies darauf, dass die Mehrheit der Bürger mit der zeitweisen Einschränkung der bürgerlichen Freiheit einverstanden gewesen sei. Die Wirkung der Maßnahmen zeige Erfolg bei der Eingrenzung und der Versorgung von Erkrankten. Allerdings gebe es auch "seltsame Koalitionen von völlig berechtigten Anliegen mit solchen von Esoterikern und Verschwörungstheoretikern, von rechten und linken Demonstranten", sagte der Theologe. Diese blieben aber bisher eine Randerscheinung.