Wie die Regierung am Samstagabend in Valletta mitteilte, wolle man das Leben der Besatzung nicht gefährden. Derzeit verhandele man intensiv mit der EU über die Aufnahme der Geretteten in anderen Mitgliedsländern.
Zugleich kündigte die Regierung von Premierminister Robert Abela an, Personen ohne Asylberechtigung abzuschieben. Malta sei "entschlossener denn je, mit Libyen zusammenzuarbeiten", um die Flucht über das Mittelmeer zu unterbinden.
Passagiere durften am Sonntagmorgen an Land
Die "Europa II" steuerte am Samstag auf Malta zu und legte nach einigen Stunden am Abend im Hafen der Hauptstadt an. Nach Mitternacht folgte laut einem Schiffsortungsdienst im Internet ein zweites Schiff, die "Bahari". Der Zeitung "Times of Malta" zufolge durften die Passagiere am frühen Sonntagmorgen an Land.
Insgesamt harrten vor Malta rund 425 Migranten auf Passagierfähren aus, die Ende April und Anfang Mai aus dem Mittelmeer gerettet wurden. Wegen der Corona-Pandemie hatte Malta wochenlang seine Häfen für Asylsuchende geschlossen.
Wachsende Aggressionen unter Migranten
Eine Quelle berichtete von wachsenden Aggressionen unter den Migranten, die teils seit fünf Wochen auf dem Schiff sind. Die "Europa II" habe daher am Morgen einen Notruf abgesetzt. Laut einer anderen Quelle suche die Fähre Schutz vor schwerem Seegang, schrieb "Times of Malta".
Maltas Erzbischof Charles Scicluna rief angesichts der Lage Malta und die EU auf, eine "faire und gerechte Antwort auf die Not dieser unserer Brüder zu finden". Die Prinzipien von Legalität und Solidarität gingen Hand in Hand, schrieb er am Samstag auf Twitter.