DOMRADIO.DE: Vier Abende gestaltet der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, an denen junge Interessierte und Mitglieder der Synodalforen digital zusammenkommen. Gestern waren Sie mit Professorin Dorothea Sattler dabei. Mit welchem Gefühl sind Sie denn gestern aus dieser Diskussionsrunde rausgegangen?
Bischof Franz-Josef Bode (Bistum Osnabrück): Mit einem sehr guten Gefühl, weil ich gemerkt habe, dass die jungen Leute vom BDKJ diesen Raum gut geöffnet haben. Es war sehr verantwortlich gestaltet. Sie haben die technischen Voraussetzungen geschaffen, dass immerhin 150 Leute teilnehmen konnten, sich in 30 Kleingruppen für eine dreiviertel Stunde aufteilen konnten.
Das alles ist heute technisch möglich und dass die dann ihre Fragen ins Gespräch bringen konnten - das war doch eine ganz muntere Runde, wo auch nicht nur eine oder zwei Meinungen, sondern doch viele Meinungen vertreten wurden. Das hat mich eigentlich sehr berührt, dass diese Breite der Meinungen auch vertreten war.
DOMRADIO.DE: Gerade das Thema Frauen in der Kirche ist ein emotionales Thema. Jetzt haben Sie gerade das Organisatorische gelobt. Sie haben aber auch gesagt, dieser Abend habe Sie berührt. Was denn besonders?
Bode: Wie sehr man sich doch bemüht, auch sachlich an die Fragen heranzugehen. Ganz wichtig war, die Zuspitzung allein auf die Weihe-Frage zu vermeiden. Aber davor liegt eine ganze Menge von Möglichkeiten, wo wir Frauen stärker in Leitungspositionen haben können, wo wir das mehr würdigen.
Gerade jetzt in der Corona-Krise wird deutlich, was Frauen auch alles einsetzen und leisten und dass das mehr gewürdigt wird. Vielleicht sogar bis in die Sakramente hinein. Und das alles kam verantwortlich zur Sprache, auch theologisch sehr fundiert von Frau Sattler begründet.
Aber es waren auch eine Reihe von jungen Leuten da, die ganz strikt anderer Meinung sind und der Meinung sind, dass das von der Tradition und vom kirchlichen Glauben her völlig unmöglich ist, das irgendwie infrage zu stellen. Das hat die Diskussion durchaus auch geschärft. Aber das ist eben auch eine besondere Herausforderung, die sein muss.
DOMRADIO.DE: Das heißt, auch bei der katholischen Jugend gibt es da manchmal verhärtete Fronten bei diesem Thema. Sie haben im Vorfeld schon davon gesprochen, dass es wichtige Fragen sind, wenn es um die Dienste und Ämter von Frauen in der Kirche geht. Warum ist Ihnen das Thema dann so wichtig?
Bode: Ich bin seit vielen Jahren ja verantwortlich für die Frauenkommission, die der Pastoralkommission der Bischofskonferenz zugeordnet ist, und erlebe sehr verantwortliche Frauen in allen Bereichen und merke, wie notwendig für die gesamte Kultur unserer Kirche es ist, dass Männer und Frauen eng zusammenarbeiten.
Ich habe hier vor 18 Jahren die Leitung des Seelsorgeamtes einer Frau übertragen. Das war damals die erste in Deutschland. Deshalb bin ich der Meinung, dass dieses Thema für uns wirklich von hoher Bedeutung ist. Wir werden nicht umhinkommen, in einer zukünftigen Kirche wirklich diese Frage zu erörtern.
DOMRADIO.DE: Das Thema Frauen beschäftigt eben auch die Jugend, das wurde gestern Abend deutlich. Sie waren ja auch bis 2010 quasi Jugendbischof, also Vorsitzender der Jungendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Was von dem teilen Sie denn in der heutigen Zeit, was die Jugendlichen gestern so vorgetragen haben?
Bode: Ich denke, sie schauen sehr genau darauf, ob die Kirche in der Frage des Miteinanders von Frauen und Männern glaubwürdig ist, ob sie wirklich auch das würdigt, was Frauen in Kirche einbringen. Und das Thema Gleichberechtigung spielt natürlich auch eine große Rolle. Und sie bemühen sich aber durchaus auch um die Argumentation, auch um die theologischen Argumentationen und nehmen im großen Teil nicht einfach diese Endgültigkeit der Entscheidung durch Johannes Paul II. an.
Und ich muss sagen, dass ich annehmen kann, dass man diese Diskussion auch weiterführt. Dass man weiter nach Argumenten sucht und auch die Kultur sich verändert, wenn mehr Frauen in Leitungspositionen sind und das Gespräch darüber dann auch noch besser führen kann. Ob die Kirche jetzt schon reif ist für eine solche Frage der Weihe, ist eine ganz andere Frage. Aber die Kultur des Miteinanders muss sich erheblich verändern.
DOMRADIO.DE: Dann schauen wir doch mal ganz kurz auf den Reformprozess der Kirche, den wir gerade erleben, den Synodalen Weg. Gibt es denn Grund zu Optimismus, was die Frauen und die Frage nach ihren Aufgaben in der katholischen Kirche angeht?
Bode: Ich habe auf jeden Fall die Hoffnung, dass in vielen Punkten die Diskussion, was Verkündigungsamt von Frauen oder Leitungspositionen oder überhaupt vielleicht auch die Frage nach dem Diakonat der Frauen weitergeführt wird. Da sehe ich eigentlich ganz gute Chancen, dass das einen guten Weg nimmt. Wenn einer natürlich von vornherein erwartet, dass das in absehbarer Zeit zur Priesterweihe der Frauen führt, dann meine ich, wird das kaum möglich sein.
DOMRADIO.DE: Aber das Diakonat der Frau werden wir vielleicht noch erleben?
Bode: Das kann ich schlecht abschätzen. Das sind in der Kirche lange Wege, und es sind auch Wege, die wir auch immer weltweit betrachten müssen. Thema ist ja auch, was man unter Diakonat versteht. Es gibt ja eine eigene Kommission neu in Rom, die das nochmal betrachtet. Da werden wir abwarten müssen, auch was sich da tut. Aber wir wollen von uns aus auch unsere Mitarbeit einbringen, unsere Argumente, unsere Möglichkeiten.