Wer schon mal von Metz im Nordosten von Frankreich bis nach Bayonne im Südwesten des Landes gefahren ist, weiß, wie groß das Hexagon ist. Die Städte und Dörfer entlang der Route schmücken kleine und große Kirchen. Strukturell gliedert sich das katholische Frankreich in 15 Kirchenprovinzen - jede bestehend aus einem Erzbistum und mehreren sogenannten Suffraganbistümern. 92 Diözesen sind es insgesamt, jeweils geleitet von einem Bischof oder Erzbischof.
Diese Gruppe wird sich in den kommenden zwei Jahren verändern, denn etwa 20 Bischöfe sind bereits in den Ruhestand getreten, feiern 2020 oder 2021 ihren 75. Geburtstag oder haben ihr Amt aus anderen Gründen abgegeben. Mit 75 Jahren müssen Bischöfe beim Papst ihren Rücktritt einreichen; er entscheidet, ob er ihn annimmt.
Derzeit unbesetzt sind die (Erz-)Bistümer Creteil, Bayeux-Lisieux, Nantes, Saint-Claude und Lyon. Der Bischof von Creteil, Michel Santier, erkrankte am Coronavirus und bat um eine Pensionierung, da er nicht mehr die nötige Energie habe, eine Diözese zu leiten. In Lyon bat Kardinal Philippe Barbarin um den Rücktritt, nachdem er von einem Gericht vom Vorwurf der Vertuschung von Missbrauchsfällen freigesprochen worden war. Ende Juni verabschiedete er sich von der Diözese.
Wenn die Altersgrenze erreicht ist
In 15 weiteren Diözesen in Frankreich steht schon bald der 75. Geburtstag des Bischofs an. Darunter sind bekannte Städte wie Nizza, Avignon, Dijon, Versailles, Toulouse und Nimes. Sie alle brauchen dann zeitnah einen neuen Oberhirten.
Allerdings: Seit November gab es keine neuen Bischofsernennungen mehr für Frankreich - sieht man einmal vom neuen Erzbischof von Monaco, Dominique-Marie David, ab. "Es wird nicht einfach sein, neue Bischöfe zu finden, und das Verfahren braucht Zeit", heißt es in der französischen Zeitung "La Croix". Verknüpft sind die Komplikationen auch damit, dass der Nuntius in Paris wechselte.
Der 2009 in Paris eingesetzte Papstbotschafter, Luigi Ventura, ist vergangenen September in den Vatikan zurückgekehrt. Ihm wird wurde sexuell übergriffiges Verhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Sein Nachfolger, Celestino Migliore, wurde am 11. Januar benannt. Er trat im März sein Amt an. Doch dann kam die Corona-Pandemie. "Er ist noch dabei, Frankreich kennenzulernen", ist aus kirchlichen Kreisen vor Ort zu hören.
Wo sollen die 20 neuen Bischöfe nun herkommen? Oft schlagen die scheidenden Bischöfe dem Vatikan einige Kandidaten vor, die in Frage kommen. Aber das Reservoir wird kleiner. Nicht selten stehen Weihbischöfe oben auf der Liste. Etwa 15 Weihbischöfe gibt es derzeit in Frankreich. Sie sind jünger, haben aber bereits Erfahrung in der Leitung einer Diözese gesammelt. Im Vatikan ist offiziell die Kongregation für die Bischöfe dafür zuständig. Sie wird derzeit vom Kardinalpräfekt Marc Ouellet geleitet. Ihr gehören 25 Kardinäle, vier Erzbischöfe und ein Bischof an.
Kandidat kann Amt ablehnen
Wer als Bischof ausgewählt wird, hat auch die Möglichkeit, das Amt abzulehnen. Drei von zehn Priestern sagten ab, zitiert "La Croix" Ouellet. Ein anderer Faktor ist zudem die kirchenpolitische Ausrichtung der Kandidaten. Schon jetzt trägt der französische Episkopat stark die Handschrift von Papst Franziskus: 43 der 92 Bischöfe wurden von ihm ernannt. "Mit den anstehenden Ernennungen verdankt bald mehr als die Hälfte ihren Bischofsstuhl dem argentinischen Papst", schreibt "La Croix". "Eine Generation von 'Laudato-si-Bischöfen' zeichnet sich ab."
Die Veränderungen im französischen Episkopat spiegeln sich bereits in der Französischen Bischofskonferenz wider. Sie wird seit 2019 von Eric de Moulins-Beaufort, Bischof von Reims, geleitet. Mit 58 Jahren ist er eher jung für das Amt. Eine seiner ersten Maßnahmen: neue Arbeitsmethoden während der Vollversammlung. So waren 2019 erstmals auch Laien zu Teilen der Bischofsvollversammlung geladen.
Veränderungen sind laut einem französischen Weihbischof auch bei den Themen erkennbar. Die Frage, wie Kirche sich in einer säkularen Gesellschaft aufstelle, werde immer wichtiger. Zudem spiele die Ökologie eine entscheidende Rolle in der französischen Kirche. Im Mai ging das Onlinemagazine der Kirche zur Ökologie "Tout est lie" an den Start.
Mit besonderer Spannung erwartet wird in Frankreich die Ernennung des neuen Erzbischofs für Lyon. Es ist nach Paris das zweitwichtigste Erzbistum - historisch und auch nach den aktuellen Entwicklungen. Ein französischer Weihbischof sagte der KNA, dass es mit Abstand eine der wichtigsten neu zu besetzenden Positionen sei. Dies soll spätestens im September passieren, heißt es. Im Mai reichte auch eine Frau ihre Bewerbung für das Amt beim Bischof ein: die Theologin Anne Soupa.
Ihrer Meinung nach wäre es bei so großem Bedarf nun an der Zeit, auch Frauen Diözesen leiten zu lassen.