Domvikar Gregor Tuczynski über Einschränkungen beim Libori-Fest

Libori-Fest in Corona-Zeiten

Das Libori-Fest ist eines der ältesten und größten Volksfeste in Deutschland. In diesem Jahr findet das Fest aufgrund der Corona-Pandemie allerdings mit einigen Einschränkungen statt. Domvikar Gregor Tuczynski zum Ablauf des Libori-Festes.

Screenshot: Libori-Schrein / © DOMRADIO.DE (DR)
Screenshot: Libori-Schrein / © DOMRADIO.DE ( DR )

DOMRADIO.DE: Die Überführung der Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans in die Bischofstadt Paderborn wird seit dem 9. Jahrhundert gefeiert. Seit vielen Jahrhunderten auch mit einer großen Kirmes. Aber dieses Jahr ist auch hier wegen Corona alles anders. Seit wann war Ihnen klar, dass das Libori-Fest nicht so groß wie gewohnt stattfinden kann?

Gregor Tuczyinski (Domvikar in Paderborn): Ende März in etwa fiel die Entscheidung, dass keine Großveranstaltung stattfinden dürfen. Die Stadt Paderborn sagte leider direkt, dass sie das Libori-Fest ausfallen lassen müsste. Unser Domkapitel hat allerdings relativ bald entschieden, dass Libori von Seiten der Kiche stattfindet, soweit es möglich ist. So wollen wir es jetzt auch halten. Das Triduum, die drei Hauptfeiern von Libori, finden statt. Es beginnt heute Nachmittag und geht bis Dienstagnachmittag. Auch die Gottesdienste, die innerhalb dieser Tage gefeiert werden und nicht zu den Hauptfesten gehören, sollen soweit wie möglich stattfinden.

DOMRADIO.DE: Alles musste umgeplant und gekürzt werden. Die große Kirmes fällt aus. Wie wird heute das Libori-Fest gestartet?

Tuczynski: Eigentlich genauso wie in den letzten Jahren, nämlich mit der Erhebung der Reliquien des heiligen Liborius innerhalb der Pontifikalvesper, die natürlich unter etwas anderen Bedingungen stattfindet. Normalerweise ist der Dom sehr voll, es sind mehrere tausend Gläubige im Dom, die dicht gedrängt stehen und heute müssen wir das Ganze auf etwa 140 Gläubige beschränken. Die Karten dafür wurden verlost. Die Gläubigen konnten sich bewerben aus dem ganzen Bistum und auch darüber hinaus. Es wird die ganz normale Vesper gesungen, mit der Einschränkung, dass die Gemeinde nicht singen darf, aufgrund der bei uns im Bistum gültigen Bestimmungen. Das heißt ganz konkret, dass der Domchor singen wird und eine kleine Schola wird den Gemeindepart übernehmen. Das hört sich schon etwas anders an als sonst. Ich bin selbst gespannt, wie es sein wird.

DOMRADIO.DE: Was bieten Sie denn den Gläubigen, die nicht präsent sein und an den Gottesdiensten teilnehmen können?

Tuczynski: Dank Domradio und auch anderer wird die Vesper, genauso wie die anderen Hauptgottesdienste, übertragen werden auf Domradio, auf EWTN. Sie werden auch in drei Paderborner Innenstadt-Kirchen übertragen, wo dann Gläubige per Leinwand die Gottesdienste mitfeiern können, wo dann auch jeweils ein Geistlicher mit dabei sein wird, um ein wenig die liturgische Leitung in der jeweiligen Kirche vorzunehmen. Morgen beim Pontifikalamt beispielsweise wird dann auch die Eucharistie aus dem Dom in die Innenstadt-Kirchen übertragen, um so eine gewisse Verbindung zu der Messfeier im Dom zu schaffen.

DOMRADIO.DE: Wie wird denn der Abschluss der Libori-Feierlichkeiten aussehen? Was ist da geplant?

Tuczynski: Wir werden auch da ganz normal die Andacht feiern, so wie sie die ganzen Jahre gefeiert worden ist. Also mit Domchor und mit Aussetzung des Altarssakramentes. Was ausfallen wird, ist die große Schluss-Prozession über den Domplatz. Genauso ist die Stadtprozession für morgen abgesagt worden. Aber ansonsten wird die ganz normale Sakraments-Andacht den Abschluss bilden und am Ende der Andacht der Libori-Schrein mit den Reliquien des Heiligen wieder in Domkrypta gebracht.

DOMRADIO.DE: Was auch bleibt ist die große Rubens Ausstellung im Paderborner Diözesanmuseum, die gestern im Paderborner Dom eröffnet wurde. Können Sie das auch empfehlen?

Tuczynski: Ja, auf jeden Fall! Ich durfte gestern bei der Ausstellungseröffnung dabei sein. Das war ein spannender Abend mit einem tollen Eröffnungsvortrag. Anschließend konnten wir dann auch kurz durch die Ausstellung gehen. Das fand ich schon faszinierend. Mich hat besonders das alte Altarbild aus dem Paderborner Dom, was wieder neu zusammengesetzt worden ist, beeindruckt.

1945, bei einem der großen Bombenangriffe, wurde der Dom getroffen. Das Altarbild zerfetzte in viele hundert Stücke und fromme Paderborner haben die Einzelteile aufgesammelt und aufbewahrt. In den 80er Jahren sind sie wiedergefunden und jetzt rekonstruiert worden. Man sieht natürlich noch die Verwundung des Bildes, aber man kann es auch gut erkennen. Es passt ganz gut zum Libori-Motto dieses Jahr: "Et in terra pax", also "Und Friede auf Erden". Die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs einerseits, die Verwundung, die der Krieg geschlagen hat, aber eben, dass dann auch ein neues Leben daraus entsteht. Ein neuer weihnachtlicher Friede sozusagen, der uns auch erhalten bleiben wird.

Das Interview führte Julia Reck.


Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

Der Libori-Schrein ganz nah / © Bea Steineke (DR)
Der Libori-Schrein ganz nah / © Bea Steineke ( DR )

Libori-Schrein / © Thomas Throenle (Erzbistum Paderborn)
Quelle:
DR