DOMRADIO.DE: Wie haben Sie sich denn vorbereitet auf den diesjährigen Schulstart?
Burkhard Hofer (Schulseelsorger der Erzbischöflichen Liebfrauenschule Köln und der Domsingschule Köln): In diesem Jahr ist es eine ganz spannende Angelegenheit. Da ist Kreativität gefragt, da es sehr schwierig war, vorherzusehen, wie die Bestimmungen dann sind. Aber jetzt sind wir froh, dass wir an der Liebfrauenschule einen Gottesdienst haben, der nicht in der Kirche stattfindet, wie das die Jahre vorher der Fall war.
Stattdessen haben wir die Möglichkeit, neben der Schule einen Parkplatz der Universität zu nutzen, der groß genug ist, um mit Blick auf die Abstandsregeln für die Schüler, die neuen Schüler und auch deren Eltern einen kurzen Einschulungsgottesdienst als Start in die neue Schulzeit anzubieten.
DOMRADIO.DE: Vermutlich darf nicht gesungen werden oder geht das draußen?
Hofer: Nein, wir werden bewusst nicht singen. Einfach aus Gründen des Infektionsschutzes. Da müssten die Abstände nochmal größer sein. Das wäre dann zu umfangreich vom Platz her.
Aber wir haben uns einiges überlegt. Die Kinder können sich über Bewegungen und Klatschen beteiligen. Unsere Musiker sind da sehr innovativ. Und ich denke, auch wenn wir nicht singen können, können wir einen festlichen, ansprechenden und froh machenden Gottesdienst anbieten, der den Schülern vor allen Dingen vermitteln will, was uns wichtig ist: Dass wir nicht alleine sind, dass sie den Schutz Gottes empfangen und dass sie mutig und angstfrei in diese neue Zeit starten können.
DOMRADIO.DE: So weit an der erzbischöflichen Liebfrauenschule in Köln. Aber wie sieht es denn bei den Kleineren in der Kölner Domsingschule aus, das ist ja eine Grundschule?
Hofer: Da habe ich natürlich in Anführungszeichen das Glück, dass wir für den Einschulungs-Gottesdienst immer den Dom zur Verfügung haben. Da haben wir natürlich aufgrund des Platzes mehr Möglichkeiten. Die Einschulung wird in diesem Jahr im Dom etwas anders stattfinden. Sonst kommen immer die Mitschüler der ganzen Schulgemeinschaft mit. Das geht in diesem Jahr nicht. Aber die Erstklässler können mit ihren Eltern und Geschwistern, der sogenannten Kernfamilie, kommen. Die werden dann jeweils in einer Bank sitzen. Früher saßen die Erstklässler immer vorne beim neuen Klassenlehrer. Aber ich finde auch schön, dass die Erstklässler noch bei der Familie sitzen und quasi über diesen Gottesdienst den Schritt aus der Familie hinaus wagen in die Schule.
Sowohl in der Liebfrauenschule als auch in der Domsingschule war es mir immer wichtig, einen Einzelsegen zu spenden. Das ist in diesem Jahr auch nicht möglich. Aber ich finde, dass die Eltern das in diesem Jahr übernehmen können. Ich werde das Segensgebet sprechen und die Eltern bekreuzigen und segnen dann ihr eigenes Kind. Das finde ich auch ein sehr schönes Zeichen, denn auch für die Eltern ist das ja ein spannender Tag. Sie geben ihr Kind ein Stück weit ab und so ist auch für sie wichtig zu wissen, das Gott mit im Spiel ist. Gott ist dabei und unser Kind geben wir in eine Phase hinein, wo es nicht allein ist.
DOMRADIO.DE: Welche Botschaft ist Ihnen in diesem Jahr besonders wichtig? Für uns alle ist das ja ein besonderes und kein einfaches Jahr.
Hofer: In der Tat. Das ist in diesem Jahr besonders. Und unser Gott verspricht uns ein Leben in Fülle – so steht es im Johannesevangelium. Gerade in diesen Tagen, wo wir mit Einschränkungen zu tun haben, ist es schwer darauf zu vertrauen. Aber ich bin zutiefst überzeugt, dass Gott auch in dieser Phase bei uns ist. Und zu vermitteln, dass wir nicht alleine sind, dass da einer mitgeht, der uns seine Freundschaft schon in der Taufe versprochen hat, ist mir gerade in dieser Zeit, die nicht so einfach ist, wichtig mitzuteilen.
Wichtig ist auch, dass wir wieder einen Schritt mehr zurück in die Normalität gehen. Vor den Sommerferien waren in den Kirchen noch gar keine Schulgottesdienste möglich. Dass wir damit wieder behutsam anfangen können, stimmt mich froh. Denn hier können wir die Botschaft vermitteln, dass wir uns getragen wissen dürfen, dass Gott mit uns geht und dass nicht alleine sind.
Das Interview führte Dagmar Peters.