Nach der Bekanntgabe des Regierungsrücktritts durch den libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab ist es am Montagabend in Beirut erneut zu Ausschreitungen gekommen. Zu Spannungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften kam es, als Demonstranten erneut versuchten, die Barrikaden zum Parlamentsgebäude zu durchbrechen, wie libanesische Medien berichteten. Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas gegen die Massen vor.
Ministerpräsident Diab hatte am Montagabend in einer Rede an das libanesische Volk den Rücktritt der Regierung bekanntgegeben und das Scheitern mit der in den politischen Klassen fest verankerten Korruption begründet. "Ich habe festgestellt, dass das korrupte System größer ist als der Staat, und dass letzterer durch dieses System eingeschränkt wird und es nicht konfrontieren oder loswerden kann", sagte Diab laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur "NNA".
Katastrophen "in vielen Köpfen und Lagerhallen"
Als eines der zahlreichen Beispiele für die Korruption bezeichnete er die Explosion im Hafen von Beirut, bei der am 4. August mindestens 160 Menschen getötet und 6.000 Personen verletzt wurden. Weitere Katastrophen versteckten sich "in vielen Köpfen und Lagerhallen" des Landes und stellten eine große Bedrohung dar. Die herrschende Klasse gefährde damit das Leben der Menschen, so Diab laut NNA.
Die Regierung werde zum Sündenbock für das Versagen dieser herrschenden Klasse gemacht, obwohl sie sich nach Kräften bemüht habe, einen Fahrplan zur Rettung des Landes aufzustellen. "Wir haben die Forderung des libanesischen Volkes nach Veränderung getragen", so Diab. Diese sei jedoch verhindert worden durch eine Klasse, "die auf alle schmutzigen Methoden zurückgreift, um ihre Gewinne, ihre Positionen und ihre Fähigkeit, den Staat zu kontrollieren" zu schützen.
Präsident Michel Aoun nahm laut Medienberichten den Rücktritt an und bat die scheidende Regierung, die Amtsgeschäfte übergangsweise weiterzuführen.Tr