Papst Franziskus beim Mittagsgebet

Forderung nach atomwaffenfreier Welt und Aufruf zu Hilfe für den Libanon

Papst Franziskus hat beim Mittagsgebet seine Forderung nach einer atomwaffenfreien Welt bekräftigt. Erneut rief der Papst zu internationaler Hilfe für den Libanon auf. Zudem sendete er einen eigenen Gruß an die Teilnehmer der Polen-Rundfahrt.

Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

"Ich erneuere meine Forderung, für eine Welt zu beten, die völlig frei ist von Atomwaffen, und sich dafür einzusetzen", sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Dabei gedachte der Papst der "tragischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki" vor 75 Jahren am 6. und 9. August 1945. Gleichzeitig erinnerte er "bewegt und dankbar" an seinen Besuch der beiden Städte im vergangenen November.

Bei seiner Ansprache in Hiroshima am 24. November hatte Franziskus allein schon den Besitz von Nuklearwaffen als "unmoralisch" verurteilt. Diese Aussage wiederholte der Papst in den vergangenen Tagen in einem Brief an die Gedenkstätte von Hiroshima: "Die Nutzung der Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, ebenso wie der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist", schrieb er.

Franziskus ruft internationale Gemeinschaft zu Hilfe im Libanon auf

"In diesen Tagen sind meine Gedanken oft beim Libanon", wandte sich das Kirchenoberhaupt im Anschluss an sein Mittagsgebet an die Pilger, die auf dem Petersplatz versammelt waren. Dabei sprach der Papst indirekt auch die politische Führung des Landes an, die in diesen Tagen durch die Bürger schwerer Misswirtschaft und Korruption bezichtigt wird. Diese hätten den verheerenden Explosionen Vorschub geleistet, so der Vorwurf der Demonstranten:

"Die Katastrophe vom vergangenen Dienstag ruft alle – angefangen bei den Libanesen –, dazu auf, sich gemeinsam für das Gemeinwohl dieses geliebten Landes einzusetzen. Der Libanon hat eine besondere Identität, die aus dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen entstanden ist und sich im Laufe der Zeit zu einem Vorbild des Zusammenlebens entwickelt hat. Natürlich ist diese Koexistenz jetzt sehr zerbrechlich, aber ich bete, dass sie mit Gottes Hilfe und der loyalen Beteiligung aller frei und stark wiedergeboren werden kann. Ich lade die Kirche im Libanon ein, den Menschen in ihrem Leid nahe zu sein, wie sie es in diesen Tagen ohnehin schon tut: mit Solidarität und Mitgefühl, mit Herzen und Händen, die zum Teilen offen sind. Ich erneuere auch meinen Appell an die internationale Gemeinschaft, großzügig Hilfe zu leisten. Jungfrau von Harissa, Königin des Libanon, bete für uns!"

Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Papst selbst eine viertel Million Euro für Soforthilfe an die Kirche des Libanon gespendet hatte. Die internationale Gemeinschaft hat sich bereits kurz nach der Katastrophe mobilisiert, um die Räumungsarbeiten zu unterstützen und Nothilfe in die Region zu schicken. Die Folgen der Explosion werden in dem Land, das bereits vor der Katastrophe mit einer eingebrochenen Wirtschaft und der Versorgung zahlreicher Flüchtlinge insbesondere aus Syrien fertig werden musste, noch lange zu spüren sein.

Papst grüßt Polen-Rundfahrt: 100 Jahre Johannes Paul II.

Papst Franziskus hat bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz einen eigenen Gruß an die Teilnehmer der Polen-Rundfahrt geschickt. Das internationale Etappen-Radrennen wird in diesem Jahr ausgetragen im Gedenken an Papst Johannes Paul II. (1978-2005), der vor 100 Jahren in Wadowice bei Krakau geboren wurde.

Die erste Etappe der "Tour de Pologne" wurde von einem fatalen Sturz beim Sprint-Finale in Kattowitz überschattet. Bei einer Geschwindigkeit von fast 80 km/h brachte der niederländische Fahrer Dylan Groenewegen seinen Landsmann Fabio Jakobsen zu Fall. Jakobsen stürzte in die Bande und verletzte sich schwer; etliche andere Fahrer wurden ebenfalls in den Sturz verwickelt.

Nach einer mehrstündigen Operation wurde Jakobsen in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er inzwischen aber wieder erweckt wurde. Auf den Unfall ging Franziskus in seiner Ansprache nicht eigens ein. Die Polen-Rundfahrt endet an diesem Sonntag mit einer 188-Kilometer-Etappe von Zakopane nach Krakau.

Franziskus: Gerade in dunkelsten Momenten auf Gott vertrauen

Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, auch in den dunkelsten und bedrohlichsten Momenten des Lebens auf Gott zu vertrauen. "Wenn wir starke Zweifel und Angst empfinden und wir zu versinken scheinen, müssen wir uns nicht schämen, wie Petrus zu schreien: 'Herr, rette mich!'", sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. "'Herr, rette mich!', ist ein schönes Gebet", so der Papst.

Jesus Christus sei die starke und treue ausgestreckte Hand Gottes, die nie im Stich lasse, sagte Franziskus weiter. In seiner Ansprache reflektierte der Papst über die biblische Erzählung von der Begegnung Jesu mit den Jüngern auf dem stürmischen See Genezareth. Gott, so der Papst weiter, sei nicht wie "ein Orkan, Feuer oder Erdbeben", sondern wie ein "Faden klingender Stille", wie es im Alten Testament wörtlich heiße.

"Wir alle sind Menschen mit wenig Glauben, wir alle, auch ich", fuhr der Papst fort. Gott wisse, dass "unser Weg gestört, durch widrige Kräfte blockiert sein kann". Das gelte auch für die Kirche als Ganze, die im Lauf der Jahrhunderte schon viele schwierige Momente erlebt habe. Doch gerade in diesen Zeiten sei Gott am nächsten.


Quelle:
KNA , VN
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