Auf Twitter startet der Synodale Weg immer mit einem Impuls in die Woche. Am Montag war da eine kurze Passage aus den Psalm-Übersetzungen des Schriftstellers Arnold Stadler zu lesen. "Nur Mut! Nichts als Hoffnung!", lauteten die ersten Worte.
Bezogen auf den Dialog zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland eine durchaus doppeldeutige Botschaft. Neben Ansporn lässt sich daraus auch ein Appell zum Durchhalten lesen. Der scheint nötig, zumindest wenn man mit manchen Teilnehmern des Synodalen Wegs spricht.
Unzufriedenheit in den Foren
In den vier Foren, die zentrale Themen für die Vollversammlungen des Synodalen Wegs aufbereiten sollen, regt sich ein gutes halbes Jahr nach dem Aufbruch in Frankfurt Unzufriedenheit. Grundsätzliche Fragen harren, zumindest aus Sicht einiger Synodaler, einer Antwort: "Wie reden wir miteinander?" - "Wie gehen wir miteinander um?" - "Was ist das Ziel unserer Arbeit?" Während die inhaltliche Arbeit - auch bedingt durch die Corona-Zwangspause - kaum vorankommgekommen ist, nehmen, so scheint es, Reibereien und Frustrationen zwischen Reformern und Bewahrern zu.
An der Spitze, dem Synodalpräsidium, hält man sich bedeckt - wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing - oder verbreitet Zuversicht - wie Thomas Sternberg. "Die positive Einstellung zum Synodalen Weg, sowohl unter den deutschen Bischöfen als auch unter den Laien, die gute Stimmung vom Auftakt in Frankfurt, sind geblieben" sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Anfang Juli in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Regionalkonferenzen an fünf Orten
Am 4. September stehen nun Regionalkonferenzen an fünf Orten auf der Agenda - anstelle der zweiten Synodalversammlung, die wegen Corona auf den Februar kommenden Jahres verschoben wurde. Bei dieser Gelegenheit, so Sternberg, könnten die Foren "erste Ergebnisse ihrer Arbeit in die Synodalversammlung rückkoppeln und zur Diskussion stellen": Macht, Sexualmoral, priesterliches Leben und Rolle der Frauen.
Als wäre das allein nicht schon mehr als genug für eine auf acht Stunden Dauer angesetzte Veranstaltung, wünscht sich beispielsweise der Jesuit Bernd Hagenkord noch Anderes. Er hätte gern mehr über die Konsequenzen aus der Corona-Pademie geredet, weil Kirche in dieser Zeit sehr sichtbar geworden sei, so Hagenkord Anfang des Monats in der Podcast-Reihe "Himmelklar - Fürchtet euch nicht!". Der langjährige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan ist mit der Theologin Maria Boxberg für die geistliche Begleitung der Initiative verantwortlich.
In Rom gehen die Uhren anders
Führt der Synodale Weg ins Nirgendwo? Jedenfalls ist er steiniger und gewundener als anfangs gedacht. Zwei unerwartete Faktoren erschweren ihn zusätzlich: Wegen Corona sind synodale Vollversammlungen mit ihrer starken Gruppendynamik unmöglich. Und es wird immer deutlicher, dass sich bei nüchterner Betrachtung die hohen Erwartungen, die zu Beginn der Initiative im Raum standen, wohl kaum allein durch die Kirche in Deutschland erfüllen lassen. In Rom gehen die Uhren anders, das hat zuletzt die Vatikan-Instruktion zum Thema Pfarreien und Priester überraschend deutlich gemacht.
So richten sich nun alle Hoffnungen auf die Regionalkonferenzen. Vielleicht geht dort ein neuer Ruck durch die 230 Teilnehmer zählende Weggemeinschaft. Ein Themenheft "Synodaler Weg" für den Religionsunterricht gibt es bereits. Dazu Impulse auf Twitter und Facebook mit einer guten Portion Mut frei Haus.