"Ich muss mich angesichts der Instruktion auch nicht für die Entwicklungen von neuen Leitungsmodellen in unserem Bistum rechtfertigen, weil wir alles dem Kirchenrecht entsprechend gemacht haben.", so Genn gegenüber seiner Bistumszeitung "Kirche + Leben".
Nach der Instruktion vom 20. Juli hatten sich etliche deutsche Bischöfe sehr kritisch zu dem Papier geäußert, andere hatten es gelobt. Das Schreiben setzt klare Grenzen für Reformen. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien Teams aus Priestern und kirchlich engagierten Laien anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion. Laien können demnach zwar an der Gemeindeleitung mitwirken, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.
Genn sieht keinen Anlass zur Änderung
"Ich ändere nichts", betonte Genn und berichtete, er sei wie die anderen deutschen Bischöfe von dem Schreiben "ziemlich überrascht" worden: "Da ist kommunikativ vieles nicht gut gelaufen." Vor der Veröffentlichung wäre aus seiner Sicht eine Beratung mit den betroffenen Bistümern und Bischofskonferenzen angebracht gewesen.
In seinem Bistum wolle man weiter "kreativ verschiedene Wege gehen", ergänzte der Bischof. Er denke insbesondere auch an die Frauen, die sich mit vielen Kompetenzen sehr engagiert in die Kirche einbringen.
Wichtig sei es vor dem Hintergrund der römischen Instruktion, zwischen der Leitung einer Pfarrei und der einer Gemeinde zu unterscheiden. Die Leitung der Pfarrei liege immer beim Pfarrer, doch "dass auch die Leitung einer Pfarrei im Team geschehen muss, ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine unbedingte Selbstverständlichkeit".
Gutes Miteinander entscheidend
Hier gehe es auch nicht um Macht und Herrschaft, sondern um ein gutes Miteinander: "Es geht darum, Verantwortung zu teilen. Letztlich muss dann einer entscheiden, das muss aber nicht bei allen Fragen der Pfarrer oder Priester sein."
Genn sprach sich zudem in dem Interview für eine Anpassung des Kirchenrechts aus, für eine theologische Diskussion über das Amt von Pfarrer und Priester und für eine bessere Absprache zwischen dem Vatikan und den Bistümern. "Ich wünsche mir als Bischof das Vertrauen von Rom: Ihr Bischöfe macht das schon richtig. Und ich wünsche mir, dass unsere Erfahrungen erfragt und einbezogen werden."